ABBA

„The Singles – The First Fifty Years“

Universal (VÖ: 25.10.)

Alle 38 Singles der Schweden erstmals vereint.

Der Aufruhr um das meistbeach­tete Musikthema des Jahres 2021, das ABBA-Comeback-Album „­Voyage“, hat sich gelegt. Im Rückblick lässt sich noch deutlicher sagen: Es ist ihr schlechteste.s Werk, aber das schlechteste ihrer allesamt guten bis sehr guten Werke, also immer noch gut. Viele kritisieren ABBA als „Sin­gles-­Band“, was keinen Sinn ergibt, da fast alle ihrer Albumtracks als Sin­gles hätten erscheinen können. Die­se Best-of bietet zumindest Gelegen­heit zu einer Überprüfung: Bemerkt man den Unterschied zwischen den ABBA von 1982, als sie mit „Under At­tack“ ihre vorerst letzte Single veröf­fentlichten, zu den ABBA von heute und „I Still Have ­Faith In You“? Und wenn ja, ist das wichtig?

Die­se Best-of bietet zumindest Gelegen­heit zu einer Überprüfung

Gegenüber dem Gesamtkatalog fallen die fünf jüngsten Auskopplun­gen ab. Das liegt nicht an den älter gewordenen Gesangsstimmen. ABBA klingen jetzt einfach wie eine Band, die wie ABBA klingen will. „­Faith“ erinnert an Celine Dion, „Just A No­tion“ wurde 1977 aus gutem Grund nicht veröffentlicht, „Lit­tle Things“ ist eine Piano-Skizze von Benny An­dersson, die eine weitere Bearbei­tung benötigt hätte. Doch das sind nur 6 von 38 Lie­dern. Von denen mindestens 23 Klassiker sind. Die besten Singles-Anthologien erzählen von Reifepro­zessen, ins höhere Alter („Rot“ und „Blau“ der Beatles) oder scheinbar zurück ins Kindliche („Grea­test Hits“ zu „Grea­test Hits II“ von Queen).

Auch ABBA dokumentieren mit ihrer Stre­cke eine Entwicklung. Sie beginnt 1972 mit zielloser Freude und Gefall­sucht („Peo­ple Need Love“) und en­det ab 1980 mit schweren Epen über Trennung: „The Win­ner ­Takes It All“, „The Day Be­fore You Came“. Wenige wussten damals von den Problemen der zwei ABBA-Paare. Man hielt das für Rollenprosa. Der Titel dieser Edition ist ein schlechter Witz, aber der gemeinere Witz war der Titel der ersten Kollek­tion von 1982: „The First Ten Years“. Die vier Musiker und ihr Label wuss­ten, dass ABBA erst mal keine wei­teren zehn Jahre schaffen würden.