A-ha
„Foot Of The Mountain“
70 Millionen verkaufte Tonträger- das ist die Zahl, mit der die Plattenfirma von A-ha dieser Tage gerne um sich wirft. Norwegens Beitrag zu den Achtzigern muss nicht zum Auftritt in den „Heidepark Soltau“ oder zu Olli Geissen aufs Sofa, und mit den Millionen kann man da schon durcheinander kommen. Aber Willemsens Lieblingssendung- die hat dem Trio tatsächlich noch einmal geholfen.
Wie Joe Cocker und Tina Turner sind A-ha in Deutschland ganz besonders beliebt. Keine Überraschung also, dass neben Steve Osborne und Mark Saunders auch der Hamburger Ex-The Land-Sänger Roland Spremberg für das neunte Album den Produzentenzuschlag erhielt. Adult-Pop für Teenies oder Leute, die welche geblieben sind und auf Ü30-Parties rennen: Der von Spremberg produzierte Hit und Titelsong juchzt in bester Coldplay-Manier, „Nothing Is Keeping You Here“ melancholiert als Keane-Dublette, „Riding The Crest“ pluckert nach wohlbekanntem Erasure-Muster. Nur Morten Harkets Stimme, der manche Chorknaben-Qualitäten nachsagen, erinnert an niemanden und bleibt ohne Konkurrenz.
„Foot Of The Mountain“ schickt uns zurück in die Tage der Pia-Zadora-Frisuren und „Ghostbusters“-T-Shirts, bis die Ohren von den satten Keyboard-Sounds klingeln- die Überzuckerung setzt spätestens bei „Mother Nature Goes To Heaven“ ein. Keine Überballade, bei der man sich ausruhen kann- wenn Familienväter Ende 40 Melancholie am Reißbrett entwerfen und Herzschmerz mit Bedacht einsetzen, reicht das nicht mehr zu einem „Stay On These Roads“. Bleiben wir bei den 80er Jahren und Vince Clarke, dann verhält sich dieses Album hier zu „Hunting High And Low“ wie Erasure zu Depeche Modes „New Life“.
„Foot Of The Mountain“ ist wie ein Samstagabend auf dem Sofa. Chips, fett-reduziert, ein, zwei Gläschen Prosecco, aber kein Fläschchen, „Wetten, dass…?“ mit Seal als Stargast. Das Leben aber ist kein Fernsehabend. (Universal)
Frank Lähnemann