Bruce Springsteen
Chapter and Verse
Unveröffentlichtes und Bekanntes: Das Album zur Autobiografie
So ein Leben bekommt man vermutlich nur chronologisch in den Griff beziehungsweise zwischen zwei Buchdeckel. Und wenn das nicht reicht, muss noch eine Compilation her. Hier also die Musik zur Autobiografie „Born To Run“.
Wir landen zunächst im Mai 1966 bei Mr. Music in Bricktown/New Jersey, wo The Castiles mit ihrer Debütsingle wie eine der besseren von zig Garagenbands klingen, die sich von den Beatles anfixen ließen. „Baby I“, knapp zwei Minuten kurz, schrieb Springsteen immerhin schon selbst (im Alter von 16 Jahren und mit Koautor George Theiss). Während Willie Dixons „You Can’t Judge A Book By The Cover“ überdreht dahinrumpelt. Teens halt, die mehr vom Leben zu wissen glauben, als sie wissen können.
Interessanter ist das Kapitel Steel Mill. Vini Lopez und Danny Federici sind schon dabei, Steve Van Zandt noch nicht, als die Band Anfang 1970 für Bill Graham ins Studio geht – dessen Vertragsangebot abgelehnt wird. „He’s Guilty (The Judge Song)“ wurde nicht nur in Kalifornien aufgenommen, wo die Band auch als Support für Bozz Scaggs und Grin (Nils Lofgrens Band!) reüssiert. Der Song hat diesen Westcoast-Funkrock-Vibe, im Gefolge seines alten Idols Eric Burdon, der ja zur selben Zeit mit War auf der „Tobacco Road“ gelandet war. Viele Breaks, A‑cappella-Einwürfe, Federici als junger Tastengott und auch ein kerniges Solo, das den Gitarristen Springsteen klar erkennen lässt. Bruce’ Gesang indes versteckt seine Stimme noch hinter Soul-Manierismen.
Feuerwerke unter dem Juli-Himmel
Die eigene Stimme fand er in der Outlaw-Fantasie „The Ballad Of Jesse James“, zwei Jahre später wieder daheim in New Jersey mit Lopez, Sancious, Tallent, Van Zandt als The Bruce Springsteen Band aufgenommen. Und schon sind wir bei den hinreißenden Solodemos von „Henry Boy“ und „Growin’ Up“ (gab es offiziell schon auf „Tracks“) und unter Julifeuerwerks-Himmeln mit Sandy auf dem Jersey-Boardwalk.
Der Rest der Geschichte ist bekannt – zumindest die Musik. Von „Born To Run“ bis hin zu „Wrecking Ball“. (Sony)