Review: „The Walking Dead“, Staffel 8, Folge 2 – Das ist Morales
Wiedersehen mit einem alten Bekannten – an den sich kein Zuschauer erinnern kann. Eine „Total War“-Episode von „The Walking Dead“, an die sich bald auch keiner mehr erinnern wird.
Dieser Blick von Rick: Spricht daraus nur Verblüffung – oder der Selbstvorwurf, einst einen alten Weggefährten ziehen gelassen zu haben, der nun auf der Seite des Feindes steht?
„Wer ist Morales?“ – das musste man selbst erst googeln, weil diese Figur nur kurz eine Rolle gespielt hatte, und die war sehr klein und das Ganze war auch sehr sehr lange her. In Staffel eins von „The Walking Dead“ trafen wir im Camp vor Atlanta (das mit Dale und dem Wohnmobil) auf Morales und Familie. Er beschloss ohne Rick und die anderen weiterzuziehen. Nun richtet Morales am Ende der Folge „Die Verdammten“, also fast 100 Episoden später, seine Waffe auf Rick. Der hat wohl, wieder einmal, verloren.
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Wer ist Morales? Die Wirkung des Wiedertreffens verpufft also, weil man nicht mehr sagen könnte, ob der Kerl nicht damals schon zwielichtig gewesen war. Ein möglicher Verräter? Er war nie wichtig. Weder Rick noch irgendein(e) andere(r)– Carol, Lori, Shane – hingen an ihm. Nur Rick zieht jetzt wieder ein Flunsch. Reingelegt.
Morgan ist wieder aktiviert
„Die Verdammten“ bietet 42 Minuten lang eine einzige Schießerei, was nicht sehr häufig bei „The Walking Dead“ vorkommt. Plot entwickelt sich nun beim Anvisieren des Gegners. Ezekiel, früher Tierpfleger, jetzt König, hat mit der schweigsamen Carol eine dankbare Zuhörerin. Sein Tiger tötet nur die Richtigen, also die Bösen, und behält auch umringt von dutzenden Guten die Raubtier-Ruhe.
Morgan wird angeschossen. Er erwacht sichtbar unverletzt, aber die kurze Ruhephase hat etwas in ihm zurückgeholt. Flashback. Einer seiner Aikido-buddhistischen „I Have To Clear“-Momente. Zielgerichtete Gewalt. Er reinigt einen kompletten Gebäudeflügel, zielt mit der Waffe blicklos nach vorne, hinten, rechts, links – trifft immer.
Dass der „Kontrollverlust“ des Morgan irgendwann den Falschen trifft, muss nicht befürchtet werden. Die „Clear“-Phasen erleidet er in regelmäßigen Abständen, aber er greift stets nur die an, die sowieso Gegner sind – eben etwas flinker. Morgan bringt’s hinter sich, für ihn und für uns. Man könnte auch sagen: Die „TDW“-Macher veranstalten wieder mal viel Bohei um Psycho-Zustände, die keiner nachvollziehen soll.
„Walking Dead“-Quoten
Die „Walking Dead“-Quoten sausen derweil, mindestens in den USA, weiter in den Keller. Auch bei Episode zwei? Es ist eine schräge Situation: Mit dem Baseballkeulen-schwingenden Negan haben die Serienmacher auf einen überdimensionalen Bösewicht gesetzt, über den mittlerweile mehr Fans lachen, als dass sie ihn fürchten.
Negan lädt zum Spielen ein. Die Vorlage ist da. Doch statt das Spielerische zu nutzen und ihn mit einer List (wie im Comic) zu überwinden, setzt man hier auf ultimativen Krieg – als könnte nur auf diese Art gezeigt werden, dass sich mit ihm und Rick Schwergewichte gegenüber stehen.
Es überwältigt aber nicht, und es macht auch nicht neugierig.