Review: „The Walking Dead“, Staffel 8, Folge 8: Warum der Tod dieser Hauptfigur ein Riesenfehler ist
„The Walking Dead“ beraubt sich seiner Existenzgrundlage: Carl wurde von einem Zombie gebissen
Kritik, Folge 9: „The Walking Dead“ macht ernst … goodbye, Carl.
Dieser Text enthält Spoiler (klar!)
Wir leben für unsere Kinder, wir überleben für unsere Kinder. Nun wurde Carl Grimes (Chandler Riggs) von einem Zombie gebissen. Bei Hershel war das einst kein Problem. Bein ab, Infektion gestoppt. Carl aber wurde in den Bauch gebissen. Den kann man nicht amputieren. Carl wird sterben, das Midseason-Finale lässt einem am Boden zerstörten Rick und einen fertigen Carl zurück.
Carls Tod ist ein Riesenfehler. Und so schlecht „The Walking Dead“ auch im achten Jahr geworden ist: Die Serie hat nun wirklich ein echtes Problem, alles vorherige war Peanuts dagegen.
Warum hat Negan das nicht getan?
Für wen soll der Held Rick Grimes fortan kämpfen, fortan überleben? Für sein zweites Kind, die nie präsente Judith (ihre Goldlöckchen werden nur kurz gezeigt, aus der Ferne)? Für Daryl und Michonne? Die „TWD“-Macher hatten ja nicht mal den Mut, seinen Sohn von Ricks Feind Negan umbringen zu lassen. Das hätte Rick vielleicht letzte Kraft gegeben.
Andererseits: Wer die Comics kennt, weiß, dass Negan und Rick noch sehr eng zusammenarbeiten werden (müssen). Hätte der Bösewicht den Jungen auf dem Gewissen, wäre eine Kooperation wohl nicht mehr möglich gewesen.
Allerdings wäre der Tod Carls wohl noch überraschender – und effektiver – gewesen, hätte er ihn nicht selbst vorweggenommen. Die Rückblende mit intensiven Vater-Sohn-Gesprächen über den Sinn des Lebens deuteten die Wendung bereits an; später will Carl sich sowieso opfern um den Fortbestand der Gemeinschaft zu retten. Diese Todessehnsucht, die nicht zur Figur passt, soll nun vielleicht auch die Zuschauer besänftigen.
Wir sahen ihn aufwachsen
Chandler Riggs ist seit der allerersten Folge von 2010 dabei. Da war er elf. Er wuchs quasi vor unseren Augen auf, sein Älterwerden war auch Zeitmesser der Serie, und Riggs wurde als Schauspieler immer besser. Vom annoying kid zum jungen Mann.
Die Ironie an diesem Infektionsschock ist, dass diese Fehlentscheidung womöglich nicht die Serienmacher verantworten. Die Todesfälle von Tyreese, Merle oder Bob wurden definitiv von ihnen verbockt. Aber hier, und noch gehen die Meldungen in verschiedene Richtungen, war der Sender AMC eventuell machtlos. Riggs soll Pläne gehabt haben, an die Uni zu gehen. Das ließe sich wohl nicht mit den „Walking Dead“-Dreharbeiten vereinbaren. Andere Medien jedoch berichten, Riggs habe sich gar nicht aus der Serie verabschieden wollen. Der inzwischen 18-Jährige wird mit den Worten zitiert: „Das war hart, ein paar Tage nach der Entscheidung der Showrunner wusste ich nicht, was ich tun sollte.“
„Es tut ihm sehr weh“
Riggs Vater William soll deutlicher geworden sein. „Uproxx“ zitiert aus einem – nicht mehr auffindbaren – Facebookpost des Seniors: „Zu sehen, wie Gimple (Scott Gimple, Co-Chef der Serie) meinen Sohn zwei Wochen nach dessen 18. Geburtstag feuert, obwohl sie ihm zuvor sagten, dass die nächsten drei Jahre sicher seien, ist enttäuschend. Ich habe Gimple oder AMC nie vertraut, aber Chandler tat das schon. Es tut ihm sehr weh.“
In den Comics wurde bereits die Wachablösung eingeleitet. Rick ist ein älterer Mann geworden, Carl ist in großen Entscheidungen involviert, hat eine Partnerin. Robert Kirkman kündigte sowohl die Comics als auch die TV-Serie als Langzeitprojekt an, in dem die Figuren richtig alt werden könnten. Eine Familiengeschichte unter den Bedingungen der Apokalypse quasi.
Nun wurden sie – und wir – vor Tatsachen gestellt, die zumindest das Fernsehereignis in seiner Lebensdauer massiv verkürzen dürften.