Review: „The Walking Dead“, Staffel 8, Folge 5: Rätsel um Negan gelöst
… es sei denn, Negan zieht wieder nur eine Show ab. Wer ist dieser Mann, wer war dieser Mann?
Spoiler-Alarm!
Im „Walking Dead“-Comic gibt es einen schönen Moment: Negan kniet vor einem Grab. Das er für Lucille ausgegraben hat. Sein Baseballschläger ist im Kampf kaputt gegangen. „Entschuldige“, sagt er weinend zur Erde. „Dass ich einen Baselballschläger nach Dir benannt habe.“ Lucille, die echte Lucille, war wohl ein menschliches Wesen.
In der Serie geht der Schurke sogar noch einen Schritt weiter, berichtet von dieser Frau. In der aktuellen Episode „Beichte“ erzählt Negan dem Priester Gabriel, dass er ein einziges Mal in eine Frau verliebt gewesen sei. Er habe sie betrogen, aber immerhin, er war auch mit ihr zusammen. Dann sei sie gestorben – inmitten der Zombie-Apokalypse. Aber nicht durch die Apokalypse.
Er hält inne. Dann weidet er gemeinsam mit Gabriel einen Untoten aus, sieht sich den Beißer an: „Pisse, Blut, Scheisse, und das alles gekocht in der Hitze Virginias.“ Man wird nicht schlau aus Negan, aber gelegentlich ist er eben doch unterhaltsam. Vielleicht hat er den Priester angelogen, wollte sein Charisma spielen lassen, und es gab keine Frau. Aber man möchte es ihm glauben.
Die fünfte Folge ist nicht durchgehend rund, aber durch ihre vielen Dialoge eine dringende Abwechslung vom „Shoot ‚Em Up“, der ganzen voran gegangenen vier Folgen.
Diese hier ist eine Strategie-Folge, immerhin. Zu Beginn ein Rückgriff auf Episode eins, eine Indoktrination Gregorys – überflüssig, denn dass der nervenschwache Hilltop-Anführer den Auftrag der Aufwiegelung erhalten hat, erschien längst klar. Dazu gibt es mittendrin eine Slapstick-artige Kampfszene zwischen Rick und Daryl. Bro-Fight statt Bromance.
Es wirkt, als hätte Team Rick mit viel größeren Schwierigkeiten zu kämpfen als die Saviours um Negan, die immerhin nicht nur zusammengeschossen wurden, sondern auch von Zombies umlagert werden. Bei ihnen drinnen aber ist es ziemlich ruhig.
Hubschrabschrab, Hubschrabschrab
Zwei kleine Szenen, eine bietet einen Kopf-in-den-Händen-vergraben-Moment, der andere macht dafür neugierig. Der Einsatz der Vorspanns läuft wieder mal, wie so oft bei „Walking Dead“, nicht rund. „Ich glaube, ich bin hier um Dir die Beichte abzunehmen!“, sagt Garbriel zu Negan, und die anschwellenden Streicher versprechen eine Dramatik, die in den folgenden 40 Minuten nicht eingehalten wird. Es gibt ja auch dringendere Probleme als die Beichte.
Aber gegen Ende gibt es auch einen Blick Richtung Himmel, der Mut macht. Rick sieht einen Hubschrauber, der keinem ihm bekannten Lager angehört. Es wird höchste Zeit, dass die Serienmacher eine starke Autorität einführen, vielleicht das Militär, damit Zusammenhänge zum Weltuntergang geklärt werden. Erzählerisch wäre das eine Notlösung – TWD-Schöpfer Kirkman verkündet immer wieder, den Ursprung der Seuche nicht erklären zu wollen, was eigentlich richtig ist.
Aber Kirkman meint ja auch in erster Linie den Comic. In der Fernsehversion schmoren Rick und Negan längst in ihrem eigenen Saft. Sie sollten da rausgeholt werden.
Im Comic ist man zwar längst weiter – ohne Weltuntergangserklärer, dafür mit den „Whisperers“! –, aber von der erzählerischen Brillanz, der Atemlosigkeit der Vorlage, bleibt auch die achte TV-Staffel noch weit entfernt.