Review: „The Walking Dead“, Staffel 7, Folge 13: Morgan, Rächer der Melone

Einer nicht wie vereinbart abgelieferten Menge Obst haben wir es zu verdanken, dass die Fan-Favoriten Carol und Morgan aus ihrem Winterschlaf erwachen.

Es ist zur Tradition bei „The Walking Dead“ geworden, den Tod von Figuren anzukündigen, indem sie unerwartet in den Mittelpunkt einer Episode gestellt werden – ein Farewell für Charaktere, die sonst keine Rolle spielen. So verabschiedeten wir uns einst von Noah (der arme, unbedeutende Kerl, den es in einer Drehtür erwischte) oder Lizzie und Mika Samuels (die zwei kleinen Schwestern, die das „Annoying Kid Syndrome“ aufleben ließen).

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Die aktuelle Folge „Bury Me“ widmet sich dem jugendlichen Benjamin. Wer mit den Gesetzen von „The Walking Dead“ vertraut ist, weiß also schon, dass sich diese Randfigur, die sich dem Zuschauer nie erschlossen hat (wenige Gastauftritte bislang), bald verabschieden wird. Von Bedeutung ist nur, wie dieser Charakter missbraucht wird, damit Hauptfiguren ihre Positionen überdenken. Noah starb, so dass Glenn vor lauter Wut zum heimlichen Anführer von Alexandria werden konnte; die Samuels-Zwillinge starben, damit Carol verhärtet und Tyreese depressiv wird. Noah, die zwei Mädchen, nun Benjamin – Menschen, eingesetzt wie McGuffins.

Carol: Back On Trail

In dieser Folge entdecken Carol, als auch Morgan durch den Tod von Benjamin ihr altes Ich wieder. Geradezu lustig, wie einfach das bei Carol abläuft – jener Einzelkämpferin, an der sich jeder, der sie innerhalb der vergangenen sechs Episoden aus ihrem Garten herauslocken wollte, die Zähne ausbiss.

Wie also kriegt man die taffe Fighterin dazu, sich wieder den Guten anzuschließen, die Hecke Hecke sein zu lassen? Auf die simple Tour: Man erzählt ihr, welche ihrer Freunde Negan mit seinem Basellballschläger zu Brei verarbeitet hatte. Unglaublich, aber auf diese Idee war zuvor keiner gekommen. Sie packt ihren Rucksack. „Wir müssen kämpfen“, sagt Carol zu Ezekiel. Weggefährten tot? Ich muss nicht mehr über mich nachdenken – count me in!

Es bedeutet auch, dass sämtliche Minuten, die wir Carol in dieser Staffel beim Rauchen, Denken, Schwelgen, Gärtnern zugesehen hatten, bedeutungsfrei waren. Szenen ohne Nachhall. Weil Carol nicht deshalb zurückgezogen lebte um einen Plan auszutüfteln, für sich, für andere. Carol geht nicht nach innerer Klausur mit neuen Augen durch die Welt. Sie musste von ihren Freunden lediglich auf den neuesten Stand gebracht werden. Carols Neuorientierung: kläglich.

Plaudertasche Morgan

Zwei Menschen sterben in dieser Episode unter seltsamen Umständen, Morgan erklärt allen sofort, warum. Keine der Figuren muss dann falsche Verdächtigungen vortragen. Das beschleunigt natürlich die Erzählung, macht sie aber auch langweiliger. Morgan erwürgt also Richard. Wir wissen längst, warum. Die Frage, die dann noch bleibt, ist: Sollten es die Charaktere auch gleich erfahren? Was hätte man an Spannung aufbauen können, wenn es zunächst verschwiegen geblieben wäre.

Stattdessen weiht Morgan die „Kingdom“-Mannschaft, als auch die „Saviours“ augenblicklich, die Leiche liegt noch frisch am Boden, in die Gründe für seinen Mord ein. Und alles ist gut. Keine Strafe für ihn. Anschließend klingelt Morgan bei Carol und trägt ihr vor, was er über Negans Schandtaten weiß. Und alles ist gut. Wie wäre es hier gewesen mit einem „Willst Du wissen, was passiert ist?“ plus Abblende statt eines Komplett-Referats? Wäre doch viel eleganter gewesen, statt dem Zuschauer zu erzählen, was er schon weiß: Glenn, Abraham, Spencer und und und.

Es wurde auch versäumt Morgans frühere Psychose richtig ins Spiel zu bringen. Zwar bezeichnet er den toten Benjamin als Duane, so hieß sein zombiefizierter Sohn, aber ansonsten nehmen die Anderen seinen Ausraster recht teilnahmslos hin. Der Mord? Gerechtfertigt.

Morgan Jones (Lennie James)

Armer Richard. Da half auch nicht, dass der sich Morgan in einer – „Walking Dead“-typischen – „Ich weiß doch selbst nicht mehr, wer ich bin“-Rede anvertraute. Und doch war es eben nicht Richards Tod, der die Mannschaft um Ezekiel zum Aufstand gegen Negan anstachelte. Sondern immer noch Carol, die nicht mehr im Dunkeln belassen wird.

Die gesamte Story um den betrügerischen Richard ist deshalb überflüssig: Es sei denn, es wird noch wichtig, dass Morgan nun ein Anti-Held ist, der manchmal ausrastet.

Abgezähltes Obst

Bevor Morgan wieder zu Mad Morgan wurde, plagten ihn Flashbacks. Er war ja schon mal irre, drohte in Staffel drei jeden platt zu machen, der sich ihm in den Weg stellte. In der aktuellen Folge geht es, vereinfacht gesagt, nur um Obst, das sein Team nicht in vereinbarter Menge an die Schutzherren um Negan lieferte. Morgan tickt also aus und wankt durch die Straßen.

Normalerweise würden „TWD“-Figuren vor Wut dann Scheiben oder Türen einschlagen. Morgan aber macht nicht mehr, als einen Pappkarton leicht mit dem Fuß anzuheben und dann wegzukicken.

Bisschen schlaff am Ende, ausgelaugt? Nein. Morgan musste so behutsam vorgehen.

Warum? Sonst wäre ja beim Tritt auch die Melone kaputt gegangen.

Welche Melone? Die Melone unter dem Pappkarton, wegen der Morgan und Carol wieder in den Krieg ziehen.

Aber warum …?

Nicht zu sehr darüber nachdenken.

https://www.rollingstone.de/ranking-die-10-besten-the-walking-dead-charaktere-1202607/

Gene Page/AMC
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