Remy Zero
Von Alabama nach L.A.: REMY ZERO ist kein Weg zu weit Der Erfolg von Travis hat ihnen Mut gegeben.
Die Doors haben vor all den dunklen Seiten von Los Angeles schon vor 30 Jahren gewarnt, aber das scheint keinen abzuhalten. Immer noch ziehen massenweise Musiker nach Hollywood, dem Rockstar-Traum entgegen. Remy Zero haben es genauso gemacht, vor ein paar Jahren. Aus Birmingham/Alabama kamen sie angereist – ohne große Hoffnungen, so Sänger Cinjun Täte: „Wir haben uns nichts ausgerechnet, wir wollten uns einfach mal umschauen.“
Schnell stellte das Quintett fest, dass es hier keinen leichten Stand haben würde, obwohl es doch schon zwei ordentliche Alben gemacht hatte. „In Alabama bist du was Besonderes, sobald du eine Gitarre in der Hand hast. In L.A. bist du gar nichts. Wenn du kein Selbstvertrauen hast und Bestätigung von außen brauchst, gehst du vor die Hunde.“ Im dramatischen „Over The Rails And Hollywood High“ singt Täte ein Lied davon: „In LA. hatte ich oft das Verlangen, meine eigene Haut abzupellen und wegzurennen.“ Vor allem, als die Ehe mit Alyssa Milano, der Hexe aus der TV-Serie „Charmed“, so unschön endete. Schließlich wurde das neue Album „The Golden Hunt“ aber doch keine gemeine Abrechnung mit dem Hollywood-Mythos, sondern eher eine Kette von verschiedensten Erinnerungen. Drummer Greg Slay fasst – nur halb im Scherz-zusammen: „Alkohol, Drogen, Scheidungen, Geld, Erfolg damit muss man erst mal fertigwerden. Aber wir fühlen uns jetzt richtig wohl, wir sind auf dem richtigen Weg.“
Wenn sie mal nicht weiterwussten, orientierten sich Remy Zero an ihren Helden von einst – dass ihr Sound von REM und U2 beeinflusst ist, würden sie niemals leugnen, aber eine andere Band haben sie noch mehr ins Herz geschlossen:“Der Erfolg von Travis hat uns viel Mut gemacht Die Leute mögen anscheinend wieder Menschlichkeit. Es geht darum zu singen und zu spielen, nicht nur etwas darzustellen.“
Es ist fast logisch, dass Remy Zero befreundet sind mit der „Invisible Band“. Slay will gar nicht mehr aufhören, von Franny und Freunden zu schwärmen: „Sie sind wie unsere älteren Brüder. Manchmal trifft man jemanden und weiß sofort: Das passt! Nicht nur, dass sie großartige Musik machen, sie sind auch tolle Typen. Gar kein Ego, gar kein Geschäftssinn.“
Wie Remy Zero also. Die gehen aber ein bisschen anders an Songs heran, besonders, was Texte betrifft. Da will Tate doch mehr Mystik: „Zahnpastareklame erklärt dir jedes Detail, aber Songs sollten anders sein – ein gewisses Geheimnis haben, etwas Unbestimmtes, Suggestives.“ Seine Musik, sagt er, solle so spannend sein wie der Moment, wenn Jimmy Stewart in „Vertigo“ in die Tiefe schaut. Zum Glück ist sie nicht so beängstigend.