Relaxt im Hier & Jetzt: Ian Hunters Comeback
Er war es, der den Tournee-Alltag auf die unglamouröse Formel reduzierte: Morgens sind drei Dinge zu erledigen, sonst läuft abends nichts – „Shit, Shave & Shampoo“.
Es war ’72, als Ian Hunter, Frontmann von Mott The Hoople, den alltäglichen Stumpfsinn einer US-Tour zu Papier brachte. Heute gilt das mehrfach neu-aufgelegte „beste Musikbuch, das je geschrieben wurde“ („Q“) als Bibel aller nachwachsenden Superstar-Aspiranten. „Die erzählen mir dann, daß damals alles viel aufregender gewesen sein muß“ – in jenen legendären Jahren, als noch alle an Bord waren und sich wie Bolle amüsierten –John Lennon, Keith Moon, Mick Ronson. Und Ian.
Bis zu Ronsons frühem Krebstod im April ’93 waren er und Hunter unzertrennlich. „Ich war erleichtert, als es vorbei war. Als er nicht mehr leiden mußte.“ Bei Freddy Mercury fühlte er ähnlich: „Das ist eben der unschöne Teil am Alterwerden: das Akzeptieren der unabdingbaren Endlichkeit“ Davon abgesehen könnte für den jugendlichen 50jährigen „eigentlich alles so bleiben. Man hat alle Fehler gemacht, kann daher alles schuldfrei genießen.“ Für die Geburtstags-Fete von Weggenosse David Bowie, zu der Hunter keine Einladung erhielt, hat er nur ein spöttisches „typisch David“ übrig. Er selbst lebt seit Jahren samt Frau und Sohn zurückgezogen in Connecticut „Amerika war immer der Traum, ein Haus mit PooL Den benutze ich zwar nie, habe aber alle Ruhe, um zu schreiben.“ Sein Comeback-Album „The Artful Dodger“ allerdings entstand im exotischen Norwegen, wo er schon einst mit den befreundeten Heavy Metal Kids gearbeitet hatte. „Ein extrem entspanntes Arbeiten dort.“ Und kichernd fügt er hinzu: „Der Albumtitel stimmt wirklich: Ich bin nach wie vor ein hoffnungsloser Drückeberger.“