Deshalb cancelte ein britischer Radio-Moderator „Relax“

BBC-DJ Mike Read unterbrach die Abspielung des Songs mitten in der Sendung.

„Relax“ von Frankie Goes to Hollywood ist natürlich nicht der einzige erfolgreiche Song, der aufgrund seines expliziten Textes und seiner darin aufgerufenen Vorstellungswelt für einen Skandal sorgte. Er ist aber ein gutes Beispiel dafür, wie schnell sich der Ruhm vergrößern mag, sobald sich jemand darüber nur genügend aufregt.

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Dazu gehört der britische Radiomoderator Mike Read, der sich weigerte, „Relax“ im Radio zu spielen, was danach zu einer heftigen Debatte über Zensur führte.

Frankie Goes to Hollywood hatten „Relax“ am 24. Oktober 1983 veröffentlicht. Der Song war als Provokation angelegt, sowohl textlich als auch visuell. Die überdeutlichen Lyrics und das dazugehörige Musikvideo produzierten eine sinnliche und suggestive Atmosphäre, die bei vielen Hörern natürlich Aufsehen erregte, wenngleich der Pop-Appeal das Skandalpotential mehr oder minder erst einmal schluckte (und sich eigentlich kein einziges explizites Wort darin findet). Weil aber dennoch genügend Menschen die Aufregersymbolik auffiel, führte dies zu einer regelrechten Hysterie um den Song, und „Relax“ stieg schnell in den Charts auf.

Die konsequente Weigerung von Mike Read

In dieser aufgeladenen Atmosphäre weigerte sich der renommierte britische Radiomoderator Mike Read am 11. Januar 1984, „Relax“ in seiner Morgensendung bei BBC Radio 1 zu spielen. Er unterbrach die Ausstrahlung des Lieds, noch während die Single lief bezeichnete den Text in der Sendung als „obszön“. Später sagte Read allerdings, dass die Unterbrechung der Aufnahme lediglich aus Zeitgründen erfolgt war, da er im Studio nur Zugang zur längeren 12″-Version hatte.

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Read begründete seine Entscheidung allerdings auch noch lange Zeit danach damit, dass er die sexuellen Anspielungen und den expliziten Charakter des Liedes als unangemessen für das Radio und insbesondere für die BBC, die für ihre strikten (moralischen) Richtlinien bekannt ist, ansah. Der Sender entschied bereits zuvor, dass „Relax“ keinen Auftritt in der legendären „Top Of The Pops“-Show haben durfte. Stattdessen wurde nur ein Bild von Frankie Goes To Hollywood gezeigt.

Die Entscheidung, „Relax“ zu boykottieren, führte zu einer heftigen gesellschaftlichen Kontroverse. Read war zu dieser Zeit schließlich einer der bekanntesten Radio-Moderatoren und hatte eine beträchtliche Hörerschaft.

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Es kam natürlich, wie es kommen musste: Diejenigen, die die Kontroverse als übertrieben empfanden oder die Meinungsfreiheit verteidigten, wurden gerade erst dazu ermutigt, „Relax“ zu kaufen und zu hören. Dies führte dazu, dass der Song die Spitze der Charts erklomm und in Großbritannien fünf Wochen lang die Nummer 1 war.

Die Band Frankie Goes to Hollywood und ihr Label ZTT Records erkannten dann auch den Wert der Debatte und unterstützten Read gar zynisch in seiner Entscheidung. Sie druckten T-Shirts mit der Aufschrift „Frankie Says Relax, Don’t Do It!“ – ein Slogan, der auch Jahfre danach noch ein geflügeltes Wort in der britischen Musikszene blieb.

Warum ist „Relax“ einer der besten Songs der 80er?

Obszön, offensichtlich. In Frankie Goes to Hollywood traten zwei der ersten offen schwulen Popsänger auf, Holly Johnson und Paul Rutherford, sowie drei Heteros als Ersatz. Sie hatten eine politische Botschaft: Atomkrieg schlecht, gepiercte Brustwarzen gut. Und, ach ja – sie hatten auch „Relax“, die damals meistverkaufte britische Hitsingle aller Zeiten. „Relax“ klingt immer noch köstlich schmutzig, eine Synth-Pop-Orgie aus Schlürfen und Spritzen. Frankie trieb die schwule Angeberei auf die Spitze (sie nannten einen Song tatsächlich „Krisco Kisses“) und einige von uns werden bis ins Grab ihren sensiblen Slow Jam „The Power of Love“ verteidigen, aber „Relax“ ist definitiv der Song, der Sie mit Laserstrahlen trifft.

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George Wilkes Archive Getty Images
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