Regisseur von „Get Carter“ und „Flash Gordon“: Mike Hodges ist tot
Der britische Filmemacher war ein Tausendsassa. Im kollektiven Gedächtnis von Filmliebhabern bleiben vor allem ein Gangsterfilm im Stile des Film Noir, eine Science-Fiction-Comicverfilmung und ein Glücksspieldrama als Spätwerk.
Der Regisseur Mike Hodges ist im Alter von 90 Jahren in der englischen Grafschaft Dorset gestorben. Nach Angaben des mit ihm befreundeten Filmproduzenten Mike Kaplan war die Todesursache Herzversagen.
Vom Teleprompter-Bediener zum Regisseur des Film Noir
Mike Hodges wurde 1932 im südenglischen Bristol geboren. Schon Anfang der Fünfzigerjahre kam er zum Fernsehen und erklomm die Karriereleiter Stufe für Stufe. Angefangen als Teleprompter-Bediener arbeitete er sich bis zum Regisseur hoch. 1969 flackerte mit „Suspect“ sein erster Fernsehspielfilm über die Röhrengeräte auf der Insel.
Hodges‘ „Flash Gordon“ in der Kritik:
Zwei Jahre später verfilmte er mit „Get Carter“ einen Roman von Ted Lewis. In dem Thriller erzählt er die Geschichte eines Profigangsters, der sich in Newcastle an die Aufklärung des Todes seines Bruder macht. Der explizite Sex, die rohe Gewalt, und sein Nihilismus machen den Streifen zu einem Höhepunkt des frühen Film Noir. Die Musik des Jazzpianisten Roy Budd wurde zum Klassiker, Michael Caines Darstellung der Titelrolle gilt mittlerweile als Inbegriff britischer Nonchalance. Auch im nächsten Film von Hodges, der Krimikomödie „Pulp“ (deutscher Titel: „Malta sehen und sterben“) war der mehrfache Oscar-Preisträger in der Hauptrolle zu sehen. Darin mimt er einen Autor von Groschenromanen, der als Ghostwriter die Biografie eines abgehalfterten Hollywoodstars verfassen soll.
„Flash Gordon“: Erst Karriereknicker, dann Kultfilm
In den Folgejahren verlegte Hodges seinen Arbeitsplatz in die Vereinigten Staaten, beispielsweise drehte er 1974 den Science-Fiction-Horrorfilm „The Terminal Man“. Schließlich inszenierte er 1980 „Flash Gordon“, eine Comicverfilmung, für die im Vorfeld Regisseure wie George Lucas, Federico Fellini und Nicolas Roeg gehandelt wurden. In den USA hielt sich der Streifen nicht allzu lange in den Kinos, erfolgreicher war er dagegen in Großbritannien (Queen lieferten den Titelsong „Flash“) und Italien (Ornella Muti spielte Prinzessin Aura). Im Laufe der Zeit avancierte „Flash Gordon“ jedoch auch andernorts zu einem Kultfilm. Die Regiekarriere von Hodges geriet nach seiner Veröffentlichung aber zunächst einmal ins Stocken. Im Laufe der Achtzigerjahre drehte er noch zwei Filme, die beide auf keine guten Kritiken stießen.
Nach einigen Fernseharbeiten gelang ihm erst 1998 das Comeback auf der großen Leinwand. In dem zu großen Teilen in Düsseldorf gedrehten Glücksspieldrama „Croupier“ im Stile des Neo Noir spielt Clive Owen einen Schriftsteller, der sich wegen seiner Erfolglosigkeit dazu entscheidet, in einem Casino anzuheuern. Hodges‘ letzter Film „I’ll Sleep When I’m Dead“ erschien 2003.
„Ein seltener Vogel im britischen Kino“
In den letzten beiden Jahrzehnten seines Lebens erlebte er einen späten Popularitätsschub, seine Filme aus den Siebziger- und Achtzigerjahren wurden restauriert und neu aufgelegt. Der britische Schauspieler Malcom McDowell sagte dem „Guardian“ einmal über seinen Freund Hodges: „Er ist ein seltener Vogel im britischen Kino, und ich freue mich einfach, dass er Anerkennung erfährt. Ich bin stinksauer, dass es 35 Jahre gedauert hat, aber das ist typisch für England. Wir erkennen nie, was wir haben, bis es fast zu spät ist.“
Vor zwei Jahren erklärte Hodges, dass er zufrieden damit sei, in seinem Haus in der Grafschaft Dorset Gemüse anzubauen und Noir-Fiction zu schreiben. Er hinterlässt seine Frau Carol Laws, zwei Söhne und fünf Enkelkinder.