Regisseur Michael Mann über Edgar Froese und Tangerine Dream: „Nirgendwo in England oder Amerika gab es etwas Vergleichbares“
Nach der Todesnachricht von Edgar Froese, Mastermind von Tangerine Dream, redet Filmemacher Michael Mann über den Musiker, mit dem er an seinem ersten Film "Thief" zusammenarbeitete.
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Er sei „schockiert über den Verlust von Edgar Froese„ gewesen, wie Michael Mann gegenüber „Billboard“ berichtet. „Es kommt mir so vor, als wäre unsere Zusammenarbeit 15 Jahre her, nicht 35.“ Mann hatte 1981 mit Tangerine Dream zusammengearbeitet, als sie den Soundtrack zu seinem ersten Film „Thief“ (deutsch: „Der Einzelgänger“) beisteuerten. Zuvor hatte der Regisseur, der später mit „Heat“ und „Ali“ bekannt wurde, die Musik des deutschen Electronica-Trios als Inspiration verwendet und zeigte sich schließlich absolut begeistert, als er von Froese, Christopher Franke und Johannes Schmoelling eingeladen wurde.
„Ihr Studio war fantastisch. Es war ein ausgeschlachtetes Kino in der Nähe der Berliner Mauer. […] Dort produzierten sie wirklich innovative Musik. Und es hatte wirklich Gehalt. Es war nicht nur atmosphärischer Klang. Nirgendwo in England oder Amerika gab es etwas Vergleichbares.“ Dennoch hatte Mann zunächst mit dem Gedanken gespielt, anstatt der experimentellen Sounds von Tangerine Dream, Bluesmusik für den Soundtrack zu verwenden, was „Thief“ zu einem „komplett anderen Filmerlebnis“ gemacht hätte.
„Allerdings gab es zwischen Froese und dem Blues eine Verbindung, da er als Blues-Gitarrist begonnen hatte. Obwohl Tangerine Dream elektronische Musik machten, besaßen viele ihrer Kompositionen Blues-Strukturen. Außerdem fand er als Mann und Künstler Inspiration auf der Straße. […] Der fertige Soundtrack war wirklich abenteuerlich. Wir arbeiteten mit analogen Sequencern und Synthesizern und bearbeiteten auch Soundeffekte, sodass die Ozeanwellen in der Tonart G-Dur zu hören waren.“
Er sendet ein herzliches, aufrichtiges Beileid zu Froeses Familie und den Leuten, mit denen Froese während seiner Karriere zusammenarbeitete. Ebenfalls fügt er hinzu: „Edgar hatte einen offenen Geist und nutzte stets alle Möglichkeiten. Unsere Zusammenarbeit war die beste Zeit.“
Was Edgar Froese dem ROLLING STONE 1997 in einem äußert unterhaltsamen Interview erzählte, kann man hier nachlesen.