Reelin‘ In The Years

Volume 14

Alle reden vom Rauchverbot, aber in der bayeriscken Landeshauptstadt hat’s bald nur noch „Zwei-Raum-Lokale“ oder spontan gegründete „Vereine zur Unterstützung der Tabakkultur“. Klingt nach Loriot. Der „Augustiner* im Viertel lässt im größeren Schakraum schmauchen.

Bruce Springsteen in Mannheim: „Magic“ ist noch frisch, die Stücke funktionieren – aber beinahe freue ich mich schon auf „Dancing in The Dark“ am Schluss. Könnte nicht immer wieder die Rituale aufführen, bei „Badlands“ mit den Händen wedeln, mich über Clarence Clemons‘ Santa-Claus-Darstellung freuen. die „Boss time“ bejubeln. Eskapismus für den kleinen Mann, zu dessen Anwalt sich Springsteen gemacht hat.

Früher hätte ich alles gegeben, um einem Springsteen-Auftiitt beiwohnen zu können – es war 1985, und allein durfte ich nicht nach Frankfurt fahren. Dann gab es eine Weile keine E Street Band mehr. Später war ich bei einem Konzert der „Tom Joad“-Phase, Springsteen erzählte alberne Anekdoten, er wirkte nicht charismatisch auf mich. Nach der Rückkehr seiner Band erlebte ich manchen triumphalen Abend aber keiner war so anrührend wie ein Konzert in München, bei dem Springsteen wiederum edlem auftrat und am Ende „Dream, Baby, Dream“ sang. Die Manierismen und Routinen seiner Musik versteht er als ehrliches Handwerk – doch die magischen Momente sieht und hört man bei Mitschnitten von Springsteens Konzerten um 1975, konserviert auf schlechten Bootlegs, durch die Achselhöhle gefilmt, als die E Street Band noch keine bewegliche Kirche war.

„Sky Blue Sky“ erscheint, eine Wilco-Platte, die auch 1969 wunderbar gewesen wäre. Rettet beinahe ein Jahr der Unglücksfälle und des Missvergnügens.

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