Red Hot Chili Peppers – Hamburg, Kampnagel
Okay, okay, ich gebe es zu. Einen Moment lang habe ich mich gefragt, ob die Red Hot Chili Peppers wohl immer noch bei Konzerten die Hosen herunterlassen. Sie wissen schon, diese Nummer mit den Socken, bei der man sich später öfters gefragt hat: Wer war wohl zuerst da, die California Dream Boys oder die Chili Peppers? Beim Promo-Auftritt im nur teilweise bestuhlten Saal der Hamburger Theater-Fabrik Kampnagel präsentiert Anthony Kiedis von Anfang an seinen gutgebauten und -bemalten Oberkörper. Leider hat ein boshafter Beleuchter den Saal in ein unangenehmes blauschwarzes Licht getaucht, etwa die Sorte Beleuchtung, mit der man auf manchen Toiletten verhindern möchte, daß Junkies in ihren Venen herumstochern.
Trotz ungünstiger Lichtverhältnisse war klar zu erkennen, daß Bassist Flea die Haare jetzt etwas länger trägt, dafür hat Sänger Kiedis ungefähr einen halben Meter abgeschnitten und den Rest platinblond gefärbt. Meine Freundin behauptet, das sähe nicht besonders cool aus, eher etwas prollig. Wie der neue alte Gitarrist John Frusciante früher aussah, habe ich vergessen, im Moment könnte man fast denken, er käme direkt aus Linklaters Slackerspaß „Dazed & Confused“. Dazu paßt, daß seine knirschenden Soli manchmal so klingen wie „American Woman“ von Guess Who – was als Kompliment gemeint ist Loben muß man auch die Live-Versionen des neuen Albums „Californkatum“, die deutlich kraftvoller und leidenschaftlicher gespielt werden ab die alten Hits, bei denen natürlich trotzdem kräftig herumgehüpft wird. Auch sehr unterhaltsam sind Fleas gelungene Versuche, den Entengang von Chuck Berry zu kopieren. Überhaupt bietet das Konzert gutes, solides Entertainment zwischen hartem Rock und relaxtem Funk – aber keine wie auch immer gearteten Überraschungen. Nach einer Stunde ist außerdem alles schon wieder vorbei.
Als Zugabe gibt es leider nicht das erhoffte „Kalifornia über alles“ von den Dead Kennedys, sondern „nur“ den Stooges-Klassiker „Search And Destroy“. Und plötzlich ähnelt der neu frisierte Anüiony Kiedis einem anderen großen Exhibitionisten des Rock: Iggy Pop. Doch während der auch mit über 50 noch gerne zeigt, was er hat, ist beim Chili Peppers Modell 99 eine Sache ganz klar – die Hosen bleiben an.