Raus aus der Ecke
Matchbox Twenty-Sänger Rob Thomas will mit seinem Soloalbum zeigen, daß er auch anders kann
Vor kurzem wurde Rob Thomas vom Boulevardblatt „Us Weekly“ zum best dressed rockstar gewählt Auf einer Party, deren Motto „Young Hot Hollywood“ hieß. Er hat sich ein bißchen gewundert. „Ich bin ja nicht mehr so jung, heiß war ich nie und ich lebe in New York“, sagt er lachend. Über eine andere Auszeichnung hat er sich mehr gefreut: Sein Soloalbum „Something To Be“ stieg auf Platz eins der US-Charts ein.
Dabei hätte es doch ein Mißerfolg werden müssen. Die drei Platten, die er mit Matchbox Twenty gemacht hat, waren große Hits, aber ein Alleingang? Jeder riet ihm ab. „Monatelang haben mir alle erzählt, wie schlecht Soloalben von Sängern einer Band normalerweise laufen. Da wäre ich schon mit einem Platz in den Top Ten zufrieden gewesen.“ Bescheidenheit ist Thomas‘ große Stärke, sein Arbeitseifer auch. Der Mann schreibt dauernd Songs, er kann nicht anders. „Matchbox 20 ist nur eine kleine Ecke von meiner Musikwelt, deshalb wollte ich ja ein eigenes Album machen. Mal andere Ideen ausprobieren, meine eigene Stimme finden, ohne die Band als Unterstützung.“
Ganz schön einsam war es anfangs im Studio, aber mit Matt Serletic hatte er immerhin den Matchbox-Stammproduzenten dabei. „Ich wollte mich nicht darauf verlassen, daß irgendwelche coolen Produzenten mir einen neuen Sound verpassen. Ich wollte lieber selbst verantwortlich sein. Sonst wäre es wie bei Gwen Stefani: Ihr Album macht zwar Spaß, aber sie selbst, ihre Persönlichkeit hört man gar nicht mehr raus.“
Auch wenn er es nicht wahrhaben will: Thomas‘ kräftige Stimme und die eingängigen Melodien erinnern einen natürlich sofort an seine Band. „70,80 Prozent klingen ganz anders“, behauptet er – und gesteht dann doch: „Anfangs habe ich nur Songs ausgesucht, die wirklich nichts mit der Band gemein hatten. Aber dann habe ich gemerkt, daß ich, wenn ich das so verkrampft sehe, auch viele gute Lieder wegwerfe.“ Eins davon ist „I Am An Illusion“, das er schon seit Jahren rumliegen hatte. „Die anderen Jungs wollten es nie, aber jetzt mußte ich ja keinen mehr fragen.“ Ein gutes Gefühl – und trotzdem wird er demnächst wieder mit Matchbox Twenty ins Studio gehen. „Unser Bassist spielt schon Golf. Da muß schnell etwas passieren.“ Zu saturiert will Rob Thomas nicht werden, auch wenn er jetzt manchmal Designer-Anzüge trägt. Das tut er nur seiner Frau zuliebe.