Rare Trax Vol. 16 – die CD im Rolling Stone
Deep Throat
Robert Mitchum übt bei sich Zuhause. Warum Schauspieler singen oder Sänger schauspielern, ist eine häufig gestellte Frage.
Oft sind die Ergebnisse nicht der Rede wert, während einen Doris Days Gesangstalent allerdings überraschte, Marilyn Monroe ihr berückendes Trällern auf die Filmhandlung beschränkte und das Rat Pack um Frank Sinatra, Dean Martin und Sammy Davis Jr. die wohl legendärste Ausnahme für einen zweigleisigen Triumph darstellte. Wir haben hier Kostproben einiger Künstler rausgesucht, die charismatisch und begabt genug sind, um ihre Songs und Coverversionen immer wieder zu hören
Lee Marvin – Wand’rin Star
Der hagere, früh weißhaarige Lakoniker hatte oft Säufer und Sonderlinge gespielt. In Joshua Logans amüsantem Goldgräbermusical „Westwärts zieht der Wind“ von 1969 trat er neben Clint Eastwood zu der Musik von Frederick Loewe und Andre Previn das einzige Mal als Sänger auf- beziehungsweise er grummelt unnachahmlich zum klassisch trabenden Country-Rhythmus.
Robert Mitchum – Rovin Gambler
Der gigantische Minimalist. Allein der Blick unter seinen hängenden Augenliedern wirkte ebenso sexy und melancholisch wie entschlossen. Unaufdringlich glänzte Mitchum, der leidlich Klavier spielte, auch als Sänger. Das Album „Tall Dark Stranger“ enthält neben „Roving Gambler“ fünf weitere Lieder, die er 1948 im Westerndrama „Ehe ohne Liebe“ (1948) gesungen hat, sowie unveröffentlichte Aufnahmen. Später nahm er dann die Alben „Calypso Is Like So “ und „That Man “ auf.
Danny Kaye – Civilization (Bongo…)
David Daniel Kominsky hatte bereits als 14-Jähriger auf der Straße gesungen, reüssierte aber zunächst als Komiker, bevor er in den 40er Jahren einer der beliebtesten Entertainer neben Fred Astaire und Bing Crosby wurde. Kaye hat in einem Dutzend Musicals mitgespielt, darunter „Angels In The Wings“ von 1947, aus dem dieser Song mit den Andrew Sisters stammt.
Leonard Nimoy – If I Had A Hammer
Für Spock wäre der Song „If I Had A Hammer“ von Pete Seegers Band The Weavers um einiges zu emotional, für Leonard Nimoy („I’m not Spock“) jedoch muss es eine Erlösung von seinem Image als steifer Vulkanier gewesen sein. „The Two Sides Of Leonard Nimoy“ war 1968 sein zweites Album. Nach dem Ende der „Star Trek“-Serie folgten „The New World Of Leonard Nimoy“und diverse Compilations.
Richard Harris – Macarthur Park
Der Ire hatte schon Posaune für James Brown gespielt. Sein Gesangstalent fiel 1967 auf, als er zur Musik von Frederick Loewe in Joshua Logans Musical „Camelot“ den König Arthur darstellte. Passend schrieb ihm daraufhin sein Freund Jimmy Webb die Songs für das Album A Tramp Shining“ mit der epischen Pop-Oper „MacArthur Park“.
William Shatner – Lucy In The Sky With Diamonds
„Musik begeistert mich“, gestand mal William Shatner aka Captain James T. Kirk. „Aber singen kann ich nicht“ Die Beatles-Version war erstmals 1968 auf seinem Album „The Transformed Man“ erschienen. 1998 verwendete Ben Folds dessen Stimme auf „Fear Of Pop – Vol. 1“ im Song „In Love“.
Frankie Laine – Man Without Star
Frankie Laine hatte als Jazz- und Country-Sänger schon einige Hits wie „That’s My Desire“ und „Shine“ gelandet, als er von 1950 an auch in Western- und Musicalkomödien auftrat, darunter in zwei Frühwerken von Blake Edwards. „Man Without A Star“ ist der dramatisch-rasante Titelsong zu King Vidors Western „Mit stahlharter Faust“ von 1955 mit Kirk Douglas und stammt von einer Compilation. die auch Dean Martins „My Rifie, My Pony And Me“ aus Howard Hawks „Rio Bravo“ enthält.
Ronee Blakley – My Idaho Home
Als Singer/Songwriterin von Bob Dylan gefördert worden, hatte Ronee Blakley 1972 ihr selbstbetiteltes Debüt herausgebracht, dem 1975 das Album „Welcome“ folgte. Im selben Jahr spielte sie in Robert Altmans „Nashville“ die Rolle der erfolgreichen Country-Sängerin Barbara Jean, die kurz vor dem Nervenzusammenbruch steht. Später wirkte sie noch in Walter Hills „The Driver“ und Wes Cravens „A Nightmare On Elm Street“ mit. Von 1978 bis 81 war sie mit Wim Wenders verheiratet und schrieb 1980 die Musik zu Nicholas Rays letztem Film „Lightning Over Water“.
Telly Savalas – How Insensitive
Auf die Frage, warum er jetzt singe, hatte Telly Savalas trocken geantwortet: „Man hat mich gefragt, ob ich eine Platte aufnehmen wolle.“ Das Album hieß „Who Loves Ya‘, Baby?“, betitelt nach dem Standardspruch seines lässigen Detectives Theo Kojak aus der TV-Serie „Einsatz in Manhattan“, und kam 1976 heraus. Er selbst hielt sich für einen schlechten Sänger mit einem starken Ausdruck. Mit „If“, einem alten Stück des Bread-Frontmannes David Gates, war ihm zuvor 1975 in England bereits ein Hit gelungen. Der Patenonkel von Jennifer Aniston nahm zwei weitere Alben auf und erlag 1994 einem Krebsleiden.
Sophia Loren – De Jour En Jour
Die Göttliche, in ihren Filmrollen oft mit einem lauten italienischen Organ gesegnet, hauchte hier 1963 einen luftigen, jazzigen Chanson von Armando Trovaioli. Der Komponist hat bis heute Scores und Songs für fast 200 Filme komponiert. Dabei waren viele „Herkules“-Sandalenstreifen, jedoch auch die geschmackvollen Komödien von Vittorio de Sica wie „Zwei Frauen“, für die Sophia Loren noch immer als einzige Schauspielerin den Oscar für eine Hauptrolle in einem ausländischen Film erhalten hat. 1999 war ein Club-Remix ihres Songs „Zoo Be Zoo Be Zoo“ erschienen.
Brigitte Bardot – Le Soleil
Als Schauspielerin ohnehin schon ein Pin-up und Popstar, lag im Gesamtkunstwerk BB eine zusätzliche Vermarktung als Chanteuse natürlich nahe. Von 1962 bis 1973 hat sie ein Dutzend Hits gesungen, meist Lieder von Bourgeois und Riviere oder Gainsbourg wie „Le Soleil De Ma Vie“.
Dennis Quaid – Closer To You
Jim McBrides „The Big Easy“ (1987) hat Dennis Quaid berühmt und seine Liebesszene mit Ellen Barkin ihn zum Sexsymbol gemacht „Closer To You“ komponierte er zusammen mit Lousianas Akkordeonspieler Terrance Simien. 1989 spielte er Jerry Lee Lewis in „Great Balls Of Fire!“. Führte Regie für das Musikvideo zu Bonnie Raitts „Thing Called Love“.
Christian Brückner – Nachteulen
Schauspielerisch ist er zwar nur mäßig begabt Als deutscher Synchronsprecher für Robert De Niro aber wurde Christian Brückner ähnlich populär wie die Alf-Stimme Tommie Pieper. Halb sprechend und halb singend intoniert er hier schwelgerisch zum Big-Band-Jazz des Finnen Tim Isfort