Rare Trax – BARRIO LATINO

Seit Ry Cooder die alten Meister des Buena Vista Social Club wiederentdeckt hat, ist eine Renaissance lateinamerikanischer und karibischer Musik angebrochen. Carlos Santana erlebte einen späten zweiten Frühling in den Charts, wo sich auch Newcomer wie Jennifer Lopez und Ricky Martin tummeln.

Doch jenseits genuiner Folklore, Latin-Rock und dem Mainstream der Teenie-Helden sind Salsa und Son, Yoruba und afro-kubanische Rhythmen schon lange einflussreiche Elemente in Dance-Tracks und Lounge-Club-Fusionen von Elektronikern, DJs und Rap-Produzenten

SIN PALABRAS

CHACHAJUNGLE MYGUANTANAMERA Sin Palabras bedeutet „ohne Worte“, und mit Worten ist die Fusion-Musik dieser kubanischen Formation kaum zu beschreiben. 1996 vom ehemaligen französischen Radio-DJ Jean Claude Gue gegründet, vereint die Band auf ihren beiden Alben „House OfDrums“ und “ Orisha Dreams “ Synthie- Klänge und Samples mit echten Musikern wie die Percussionlegende Eduardo Lazago zu Tanztracks, in denen afrikanische und klassische kubanische Rhythmen, Yoruba-Gesang und Rap ebenso mitschwingen wie House, Drum’n’Bass, TripHop, Funk und Big-Band-Bläser.

GARRY HUGHES

VIVA LA REVOLUTION! Der Brite hat bereits in den Achtzigern mit „Sacred Cities “ und „Ancient Erenings“zwei beachtliche World MusicAlben veröffentlicht, wurde aber vor allem durch seine Zusammenarbeit mit Trevor Hörn bekannt Als Keyboarder und Programmierer war sein stilübergreifendes Gespür seither bei so unterschiedlichen Stars wie Sly 8t Robbie, Garbage und Tina Turner gefragt Mit Nellee Hopper arbeitete er an Björks „Debüt“, als Produzent betreute er Soundtracks wie ,Jiatman Forever“. „Viva La Revolution“ aus Acidjazz und Downtempobeats nahm er für die Compilation“Ld/in Travels“ auf.

BILL LASWELL

CUBANBEAT Seine Wurzeln sind im Jazz. Aber er schwärmt auch für Reggae und hat in mehr als zwei Jahrzehnten immer wieder mit allen Musikstilen der Welt experimentiert. Der Bassist hat Bob Marley und Miles Davis geremixt, in den Achtzigern mit Herbie Hancock gearbeitet, mit Peter Gabriel, Laurie Anderson, John Zorn, Mick Jagger. Später kollaborierte er mit HipHop-Pionieren wie Afrika Bambaataa, erkundete den Drum’n’Bass und nahm Ambient-Dub-Alben wie „SacredSystem“ auf. 1999 widmete er sich auf zwei Platten der kubanischen Musik. Der jazzige, mit Afro-Rhythmen und Latin-Melodien angelegte „Cuban Beat“ ist von dem Doppelalbum „Havana Mood“.

TURNSTYLE ORCHESTRA

LATIN SOUL Miguel Garca lebt in Montreal, hat sich als Dance-Produzent und Remixer in zehn Jahren einen guten Ruferarbeitet und 1994 für seine Single „Thankful“ den kanadischen Musikpreis Juno erhalten. Ein Meisterstück aber ist sein Club-Hit „Latin Soul“, ein furioser Track aus Flamenco-Gitarre, ambientartigen Streichern, House-Beats, Percussion und einem tiefen, treibenden Bass, der 1999 auf der Compilation „Mundial Mn&que“ erschienen ist

CAFE TACUBA

NOMECOMPRENDES Stark beeinflusst vom Wave der Achtziger, aber auch offen für Punk, Alternative Rock, Rap und Soul, zählen die ehemaligen Kunststudenten zu den erfolgreichsten und kreativsten Acts von Mexiko. „BiUboard“ kürte ihre zweite Platte „Re “ zum besten Album desJahres 1994. „Avalanches De Exitos“, auf dem sie traditionelle Latin-Lieder wie das balladeske, an den Glam Rock erinnernde „No Me Comprendes“ covern, erhielt drei Jahre später sogar eine Grammy-Nominierung.

PAPOVAZQUEZ BAILAPLENA Puerto Ricos Posaunist Papo Vazquez hat mit Ray Charles und Dizzy Gillespie gespielt, bevor er seine Band mit dem romantischen Namen Pirates and Troubadours gründete. Beim Remix von „Baila Plena“, im Original auf dem Album ,Jt The Point V One“, wird sein eher perkussiv eingesetztes Instrument grandios umspült von suggestiven Sounds. Der Remix stammt von The New Latinaires.

MARC ASHMANN HABANA CLUB PUB Beathoovers hieß seine Band in den Achtzigern, und aufgesogen hat der deutsche Elektroniker wahrlich jeden erdenklichen Ton. Sein Solodebüt „Come On, Sizzy Fuzz“ oszillierte 1996 zwischen Ambient, Dub und House und wurde zu Recht überschwenglich mit Massive Attack und Portishead verglichen. Im vergangenen Jahr nahm er mit Kurt Dahlke von Der Plan und Phoneheads Michael Scheibenreiter die EP -Serie „Quiere vd. Bailar Conmigo?“ auf. Bei „Habana Club Dub“ entwickelt Ashmann auf der Basis eines Salsa-Rhythmus einen hypnotischen Klangkosmos zwischen Latin-Melodien und Wiener Beat-Schule.

SIDESTEPPER LINDA MANIGUA Drei Jahre hatte der Brite Richard Blair in der Salsa-Szene von Bogota, Kolumbien verbracht. Dann gründete er das Projekt Sidestepper und veröffentlichte mit ,JMore Grip “ ein fulminantes Album zwischen Latin-Roots und Dum-’n’Bass, auf dem kolumbianische Stars singen wie Ivan Benavides und Andrea Echeverri. Letztere ist auch beim Song „Linda Manigua“ zu hören, der Dub und jamaikanische Melodien mit Mariachi-Trompeten und südamerikanischem Traditionsgesang verbindet Inzwischen ist Blair eine gefragte Größe in Kolumbien und hat Superstar Carlos Vives produziert, Echeverris Band Aterciopelados sowie das Percussion-Ensemble Toto La Momposina für Peter Gabriels Real World-Label.

DJ BRAHMS INFLUENCE _________ AMENA _________ DJ Brahms Influence ist nur eines von vielen Pseudonymen wie auch Pluton Kids, Boncellino Dub oder Dendata From Disc, unter denen die drei italienischen Dance-Komponisten und Produzenten Alessandro Staderini aka DJ Blade, Claudio „Mozart“ Rispoli und Kekko Farias auf ihrem Album „Strato Brado Vol. 2 -JVhen The Machine Runs Riot“ antreten. Alsjestofunk hatte das Trio bereits Mitte der Neunziger zwei Alben veröffentlicht, auf denen es mit Live-Instrumenten und DJ-Elektronika experimentierte. „Amena“ ist ein sehr funkiger Track mit subtil eingesetzten, verfremdeten lateinamerikanischen Rhythmen und Melodien.

THE HAVANA BOYS ________ HERMETO ________ Als Jazz-Gitarristen sind Jakob Seidensticker und Henrik Raabe lange in verschiedenen Formationen über die Bühnen gezogen. Erst vor zwei Jahren haben sie sich dann eine Rhythmus-Maschine und einen Sampler angeschafft. Zuletzt waren sie mit auf der „Dancefloor Jazz-Tour“, eine Reihe des renommierten Hamburger Mojo-Clubs. Auf ihrem Debüt-Album „First Stritte“ vermischen die Havana Boys nun elegante Sounds aus Lounge-Jazz, Dub und Funk sowie Salsa-Melodien, knappe, verzerrte Vocal-Loops und Breakbeats zu spacig groovenden Tanzstücken wie bei „Hermeto“.

P18 MICUBA Tom Darnal, ehemals Keyboarder bei der Band Mano Negra, wohnt im 18. Arrondissement von Paris – aber sein Herz lebt auch seit langem in Havanna, wo er mit dem Trompeter Barbaro befreundet ist Auf dem Album „Urban Cuban“ seines Projektes P 18 hat der Franzose mehr als 30 Musiker, Sänger und DJs zusammengeführt und afro-kubanische Rhythmen, Son-Melodien, Sixties-Jazz, Chansons, House, Mariachi-Bläser, Funk und Reggae zu furioser „electropical music“ verschmolzen, wie es Darnal treffend nennt.

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