Ranking: Alle Alben von George Michael und Wham! Von Flop bis Top
George Michael hinterlässt acht Studioalben. ROLLING STONE bringt sie in die richtige Reihenfolge.
30 Jahre alt wird das Solodebüt von George Michael, „Faith“. Wie gut hat es sich gehalten? Alle Werke des großen Künstlers im Ranking.
Im Ranking: alle acht Studioalben von George Michael
ROLLING STONE bringt alle Alben, die George Michael im Studio aufgenommen hat, in die Reihenfolge – von mittelmäßig bis toll.
8. Fantastic (1983) ★★★
Das Debüt der beiden 20-jährigen George Michael und Andrew Ridgeley ist besser gealtert, als es die Musikvideos zeigen, in denen das Duo – wie Hampelmänner auf Catwalks aus der Hölle – schlechtes Styling vorführt. Schon die erste Single, „Wham Rap! (Enjoy What You Do)“ beinhaltete nicht nur den eigenen Band-Namen als Proklamation (vom Punk übernommen, leider aus der Mode gekommen), sondern setzte den Thatcher-Jahren auch Hedonismus entgegen.
Gleiches gilt für Singles zwei und drei, „Young Guns“ (Go For It!)“ sowie „Bad Boys“. Selbst „Club Tropicana“, das wenig später die All-Inclusive-Resorts der Welt beschallen sollte, war blanker Zynismus.
7. Music From The Edge Of Heaven (1986) ★★★
Eine Quasi-Compilation, mit der das Duo vor der Trennung noch Amerika und Asien erobern wollte (im Rest der Welt erschien die Best-Of „The Final“).
Die Abschieds-Single „The Edge Of Heaven“, dessen Soul-Funk-Arrangement George Michaels Album „Faith“ vorwegnahm, ging in England natürlich auf die Eins. Mit „A Different Corner“, „Careless Whisper“ und „Last Christmas“ enthielt die dritte Platte bereits Solomaterial; „Where Did Your Heart Go?“ war ein vollwertiges Cover von Was not Was. Das Duo Wham! hatte hiermit alles gesagt.
6. Make It Big (1984) ★★★
Mit dem Isley-Brothers-Cover „If You Were There“ bewies George Michael, dass er Reminiszenzen im Soul beherrscht; auch „Wake Me Up Before You Go-Go“ war, sieht man von der Blech-Produktion ab, eher Soulswing als Pop. „Everything She Wants“, das Lied mit dem toll programmierten Drumcomputer, ein eher ins Innere gerichteter Schrei nach Anerkennung.
Größter Hit der Platte war natürlich „Careless Whisper“ – die Saxofonmelodie komponierte George Michael als Teenager. „Wham in China“ hieß das VHS-Video, das die triumphale Reise des Duos durchs Land dokumentiert, sie waren dort die ersten westlichen Popmusiker.
5. Faith (1987) ★★★
Für sein Solodebüt holte George Michael weit aus, suchte Inspiration bei Springsteen, Prince, Otis Redding und Sinatra. Zum Teil große Songs, die aber im Plastic-Soul-Sound der Zeit untergehen.
So wurde der Titelsong mehr Levi’s-Rockabilly als eine Hommage an den Boss; „I Want Your Sex“ klang seltsam aufdringlich – Prince lag mit „Kiss“ weiterhin vorne; die Soul-Ballade „One More Try“ bleibt vor allem wegen seines bewegungslosen Tony-Scott-Videos in Erinnerung; in „Father Figure“ bleibt unklar, ob es sich um einen Wunsch handelt; und es gibt aggressive, nicht zu ihm passende Working-Class-Songs wie „Look At Your Hands“. „Hand To Mouth“ und die Sinatra-Hommage „Kissing a Fool“ reißen vieles wieder raus.
4. Songs From The Last Century (1999) ★★★½
Mit Phil Ramone als Produzent wollte George Michael sein Ausrufezeichen setzen – George Michael widmet sich dem Kanon großer Musik des 20. Jahrhunderts. „Roxanne“, „Miss Sarajevo“ und „Wild Is The Wind“, alles im Pop-Jazz-Gewand George Michaels, alles im Flüsterton, alles angemessen und gelungen.
Lediglich im Dramatischen gerät er ins Stolpern, „Brother, Can You Spare A Dime?“ und „My Baby Just Cares For Me“ gehen in Richtung Michael Bublé und MGM-Entertainment, sind vielleicht auch für ihn einfach schon zu alt. Das Angebot mit dem Album zu touren, dazu eigene Songs im Orchester-Gewand aufzuführen, lehnte George Michael 1999 noch ab: „Das wäre zu sehr wie Rod Stewart.“ Knapp zehn Jahre später würde er nachgeben, mit seiner „Symphonica“-Tour.
3. Patience (2004) ★★★★
Sein finales Studioalbum ist bereits 13 Jahre alt, aber es enthält alles, was wir von George Michael behalten können: Die großen Träume der Vorstadtkids („Round Here“), den Ausbruch ins Nachtleben („Flawless“), die Angst vor der eigenen Bedeutungslosigkeit („John and Elvis are Dead“), nicht zuletzt die Aufarbeitung eines Selbstmords in der eigenen Familie („My Mother had A Brother“), alte Liebe („Please Send Me Someone“) und neue Liebe („American Angel“).
Nicht von Euro-Disco-Sounds ablenken lassen, die auch hier zu hören sind. Dies ist George Michaels Testament.
2. Older (1996) ★★★★
Sein Partner Anselmo verstarb an Aids, kurz zuvor das Idol Antonio Carlos Jobim. Für George Michael stand fest, dass er Bossa nova spielen würde, verlangsamt, verkifft – und schwelgerisch.
Unendliches Selbstvertrauen spricht aus der Langsamkeit von „You Have Been Loved“, Stolz und Würde aus „Jesus To A Child“; sogar die Uptempo-Nummern wie „Fastlove“ zeigen Nachdenklichkeit. George Michael trug Trauer, den Kopf aber ließ er zu keiner Zeit hängen.
https://www.youtube.com/watch?v=kQVWYu4BdMo
1. Listen Without Prejudice Vol I. (1990) ★★★★★
„Faith“ machte ihn zum Superstar, aber George Michael wollte nicht: Er verweigerte sich Musikvideos, ließ stattdessen Models aufmarschieren. Seine zweite Platte ist ein seltener Fall einer Mischung aus Soul und Indiepop, wie in „Something To Save“; Antikriegs-Liedern („Mother’s Pride“, „Praying For Time“), Sample-Funk plus Akustikgitarre („Waiting For That Day“).
Es ist viel in Bewegung auf dieser Platte, aber alles, was für den Dancefloor komponiert wurde, klingt wie Musik, zu der man trotz allem tanzen kann: wie der Dirty Dub von „Soul Free“. Er hätte danach alles machen können – aber ließ sechs Jahre bis „Older“ verstreichen.