Rammstein: Tour 2024 sorgt für Raunen im Netz
Die Band selbst steckt sich eine „Uns kann keiner was“-Zigarre an. Tourdaten sind raus!
Das Ankündigen von Touren ist ein zumeist unspektakulärer Vorgang. Aktuell tickern die Meldungen der großen Booking-Agenturen ein, über die bestätigten Reisepläne ihrer großen, internationalen Acts. Der Vorkauf beginnt gerne viele Monate, bevor das erste Riff angespielt wird.
Wenn man so will, sind die jetzt für Sommer 2024 erworbenen Tickets ein zinsloser Kredit der Fans an die Bands und ihr Orga-Umfeld. Und jetzt, wo es auch wieder paar Zinsen gibt, können die VVK-Summen quasi nebenbei ein lustige Zusatzrendite bringen.
Im Falle Rammstein, die am Mittwoch (11. Oktober) ohne sonderlich viele Informationen rauszustellen, angekündigt haben, dass sie im kommenden Jahr (doch) noch einmal fett durch die Stadien Europas ziehen wollen, sieht das ein wenig anders aus. Bekannt ist, dass der Vorverkauf am 18. Oktober starten soll. Eine Woche noch, und dann dürfte sich der clever gemanagte Geldspeicher der Berliner Ballerrocker wieder in Windeseile füllen.
Die Presseagentur dpa durfte immerhin vermelden, dass der Auftritts-Reigen„ähnlich umfangreich ausfallen soll“, wie bei der dritten Europa-Runde. Zuletzt hatten Lindemann und Kollegen von Mai bis August gut zwei Dutzend Konzerte in 16 europäischen Stadien gespielt. Soweit. So gut.
Doch da war doch was?
Doch da war doch was? Richtig: „Tour zuletzt von Vorwürfen überschattet“ hieß es auf vielen Portalen. Selbst die FAZ, nicht gerade ein Hausmedium für Rabauken-Rocker, meldet nüchtern die Tourpläne und verwies ebenso nachrichtendienstlich, dass es Vorwürfe vor allem gegen Till Lindemann gegeben hatte. Beim Online-Dienst des „Stern“ liest sich das dann so: „Frauen hatten im Internet oder in Medienberichten Situationen geschildert, die sie teils als beängstigend empfunden hätten. Junge Frauen seien während Konzerten ausgewählt und gefragt worden, ob sie zur Aftershowparty kommen wollten. Dabei soll es nach Schilderungen einiger Frauen auch zu sexuellen Handlungen gekommen sein.“
Trotz einer (etwas verspäteten) Titelstory des „Spiegel“ und einer weiteren Sex-Causa-Enthüllung des Hamburger Nachrichtenmagazins, ging die Sache aus Sicht der Justiz aus, wie das Hornberger Schießen. Oder auch: Außer Spesen und üppiger Anwaltskosten nix gewesen.
Schließlich hatte Till Lindemann alle Vorwürfe gegen sich gekonnt zurückgewiesen.
Die Staatsanwaltschaften in Berlin und Litauen sahen das auch so und stellten weitere Untersuchungen ein. Nach Auswertung der verfügbaren Beweismittel hätte es keine belastbaren Anhaltspunkte dafür gegeben, dass Lindemann „sexuelle Handlungen an Frauen gegen deren Willen vorgenommen“ habe, teilte zuletzt die Berliner Staatsanwaltschaft mit.
Also doch nur ein stinknormale Tour-Ankündigung einer Um-die-60jährigen-Band, die noch einmal satt eincashen will? Gegen die Multi-Hundertmillionen-Umsätze von Taylor Swift sagt ja auch niemand „was“. Bei Swift lautet der Tenor: IS halt clever, die Frau. Die schafft es ja sogar, ihren Konzertfilm zum WOW-Ereignis zu machen.
Bei Rammstein prallen derweil auf den Kommentar-Spalten von Mainstream bis Underground die fest gefügten Meinungen aufeinander: Die einen sagen, „der Till hat nichts gemacht“, also was soll das Gewese? Die anderen sagen, wo Rauch ist, da war auch Feuer, und somit sind Rammstein mindestens zu boykottieren.
Die Band selbst? Bis auf kryptische Einlassungen auf privaten Social-Media-Kanälen übt man sich in der Kunst des Schweigens. „Our Lips Are Sealed“ lautete einst eine Songzeile der UK-Band Fun Boy Three.
Rammstein sind die Meister der versiegelten Lippen.
Während diese Zeilen entstehen, wird das Rammstein-„Fuck-You-All“-Rad eine Umdrehung weitergedreht: Die Zweitliga-Metrople Gelsenkirchen wird ein weiteres Mal (dort hält schließlich Taylor Swift 2024 ebenso Hof, im „Emscher-Florenz“) zum Nabel der Popmusik:
Zweimal hintereinander Rammstein auf Schalke. Dazu noch Dresden. Nicht bei Dynamo, sondern Open Air neben der dortigen Messe. Darauf einen Durjardin!