Rammstein: Till Lindemann trägt „Kill Till“-Shirt
Lindemann versucht seine Kritiker mit deren eigenen Mitteln zu schlagen
Mit „Kill Till“-Shirts zeigten in den vergangenen Wochen etliche Menschen ihren Protest gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann. Mit dem provokanten Spruch, angelehnt an Quentin Tarantinos „Kill Bill“-Filme von 2003/2004, riefen Demonstranten jedoch nicht zur Tötung des 60-jährigen Rockmusikers auf, sondern meinten damit eher, die Musik Rammsteins sowie das Verhalten des Sängers zu „töten“: Etliche Frauen werfen Lindemann missbräuchliches Verhalten vor, die Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt gegen ihn.
Auf Kritik hatte Lindemann zuletzt mit Verhöhnung reagiert. Nach gereimten Schlussansagen auf seinen Konzerten („ … am Ende kommt die Wahrheit doch ans Licht“) und abgeänderten Songzeilen („… und die Sänger vögeln nicht mehr“) versucht er seine Kritiker nun anscheinend mit deren eigenen Mitteln zu schlagen: Auch er trägt nun, wie Fotos und Videos zeigen, ein „Kill Till“-T-Shirt. „Holy shit Till really said FUCK ALL Y’ALL“ kommentiert ein Fan dazu. Andere erkennen hier wohl einen Sommertrend: „Wo kann ich das Shirt kaufen?“
Nächster Rammstein-Tourstopp ist am Montag (31. Juli 2023) das Stadion Śląski im polnischen Chorzów.
Am Donnerstag (27. Juli) hielt Shelby Lynn derweil im Hotel de Rome in Berlin eine Rede vor dem Treffen der „Frauen 100“. Darin sprach sie über Vorwürfe gegen Rammsteins Sänger Till Lindemann und ermutigte Frauen und Mädchen, gegen eine Kultur des Missbrauchs anzukämpfen.
Ende Mai sprach Lynn öffentlich in einem Twitter-Thread über ihre vermeintlichen Erfahrungen bei Rammstein-Konzerten, besonders in der besagten „Row Zero“. Infolgedessen wurden von weiteren Frauen Vorwürfe gegen Lindemann, aber auch Keyboarder Flake erhoben. Band und Sänger bestreiten diese vehement, mithilfe ihrer Anwälte.
Lynns Rede begann mit einer Frage an ihre Zuhörer. Sie bat darum, dass alle, die „eine junge Frau [kennen], die attackiert wurde“ ihre Hand heben. Rund 90 Prozent der Anwesenden hoben ihre Hand.
„2023 sollen wir nicht immer noch für grundlegende Menschenrechte kämpfen“
„Ich denke, das spricht für sich, dass sich etwas ändern muss“, sagt die Irin daraufhin. „So kann es nicht mehr weitergehen. Ich verstehe nicht, wie das in unserer Gesellschaft so tief verwurzelt ist. Es wird akzeptiert, es ist keine Neuigkeit mehr, wenn jemand sexuell angegriffen oder vergewaltigt wird. Mädchen werden ermordet.“
Weiter appelliert sie an die anwesenden Frauen, sich ihrer Macht bewusst zu werden: „2023 sollen wir nicht immer noch für grundlegende Menschenrechte kämpfen. Das wird irgendwann aufhören, aber nicht nur durch mich allein. Mädels, alle hier Anwesenden – wir haben so viel Macht, ihr habt gar keine Ahnung, wie mächtig wir zusammen sind. In den letzten drei Monaten, seitdem mir dies passiert ist – seht euch an, der bereits geschehen ist! Wie viele Veränderungen es in diesen drei Monaten gegeben hat.“
Auch sagt sie, dass die Auswirkung von Missbrauch auf die Psyche nicht ignoriert werden darf. „Viele, wenn nicht sogar die meisten dieser Mädchen haben hinterher wirklich große Schäden an ihrer psychischen Gesundheit erlitten,“ sagt die 24-Jährige in Bezug auf die mutmaßlichen Opfer Lindemanns. „Einige von ihnen kommen nie wieder davon los. Ihr Leben wird sich völlig verändern. Sie werden alles verlieren. Ihr Zuhause wahrscheinlich, ihre Familie. Frauen, die jetzt ernsthafte Essstörungen haben. Nur, weil sie mit Rammstein zu tun hatten.“
„Ich werde nie die Klappe halten“
„Ich werde nie die Klappe halten. Niemals“, betont Lynn zum Ende ihrer Rede. „Nur eine Sache: Frauen, kennt eure Grenzen. Wenn euch etwas nicht passt, sagt ,Nein, das ist nicht in Ordnung!‘ Nehmt nicht alles hin, nur weil alle anderen das sagen. Wenn ihr euch nicht wohl fühlt, sagt Nein! Steckt eure Grenzen ab! Streicht diese Leute aus eurem Leben!“