Rammstein: NDR-Podcast „Row Zero“ wieder abrufbar

Sender gibt Unterlassungserklärung ab und ändert die Passagen, in der Musik vorkommt

Der rechtliche Streit um das investigative Podcast „Rammstein – Row Zero“ geht in die nächste Runde. Nachdem der Norddeutsche Rundfunk (NDR) ein mehrteiliges Hörstück über die Hintergründe des Missbrauchs-Skandals zwischenzeitlich aus dem Netz genommen hatte, ist es jetzt wieder im Einsatz.

Die Musiker der Band hatten über eine spezialisierte Anwaltskanzlei beim NDR eine Verletzung ihres Urheberrechts angemahnt. In der Reportage werden diverse Rammstein-Tracks kurz angespielt und dramaturgisch eingesetzt. Um einen langwierigen Rechtsstreit zu vermeiden, hat der NDR eine Unterlassungserklärung abgegeben.

Auf Anfrage der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ hat der Sender dazu mitgeteilt, man habe, „nach Prüfung entschieden, in der Sache nicht zu streiten, sondern ohne Anerkennung einer rechtlichen Verpflichtung eine Unterlassungserklärung ab­zugeben, um das Verfahren zu beenden und den Podcast schnellstmöglich wieder verfügbar zu machen“.

Alle anderen Rammstein-Songs seien „sämtlich ersetzt“ worden

Der Podcast habe „nach wie vor denselben Inhalt“. Man habe lediglich die musikalischen Passagen überarbeitet. Diese betreffen „Stellen, an denen die ausschnittsweise Verwendung von Rammstein-Musik als Recherche-Beleg durch Nutzung des Zitatrechts zwingend und unumgänglich war“, heißt es im Juristendeutsch. Alle anderen Rammstein-Songs seien „sämtlich ersetzt“ worden.

Dem NDR sei „der Inhalt des Podcasts, also der Berichtsgegenstand und die zugrundeliegende investigative Recherche, wichtiger als ein jahrelanger Rechtsstreit über urheberrechtliche Fragen“.

Das juristische Portal „Legal Tribune Online“ (LTO) hatte den Fall im Vorfeld näher beleuchtet. Demnach beantragten alle sechs Mitglieder der Band eine Unterlassung. Insgesamt neun Rammstein-Songs, darunter „Pussy“ oder „Du Hast“ waren die Originalfassung des Podcast angespielt worden. Auch der Einsatz als atmosphärische Hintergrundmusik kommt vor. Hier beginnen die Tracks laut, um dann runter gedimmt zu werden, wenn die Reportage-Passage einsetzt.

Hierzu hatte die Urheberrechtskammer des Landgerichts Hamburg entschieden, dass der NDR die Urheberrechte der Musiker verletzt habe. Die normale Abspielpraxis der Radio-Anstalten, die durch langjährige Verträge mit der Verwertungsgesellschaft GEMA abgedeckt ist, würden hier nicht gelten. In diesem Podcast handelt es sich um eine (kreative) Bearbeitung der Songs, und dieses Recht liege auf der Seite der Urheber, also den Künstlern selbst.

Dennoch sind die Stories über die Mechanismen der „Row Zero“ und die journalistischen Recherchen dazu nicht vom Tisch

„Die spezifische Art und Weise, wie die Musik innerhalb des Podcasts eingesetzt worden ist“, schrieb das Hamburger Land­gericht nach Information des Portals „LTO“, habe genau jenen Bearbeitung-Charakter. Eine „akustische Illustration der Moderations- und Interviewtexte“ heißt es im Text.

Das urheberrechtliche Sperrfeuer von Rammstein steht im Zusammenhang mit den Klage-Aktivitäten von Till Lindemann gegen den Podcast aus persönlichkeitsrechtlichen Gründen. Das dort abgehandelte Thema „Row Zero“, wird dort nochmals durch neue Aussagen befeuert. Bislang war der Vorwurf juristisch abgeschmettert worden, dass Frauen im Umfeld der Rammstein-Konzerte durch chemische Substanzen oder Alkohol zu sexuellen Handlungen genötigt worden sind. Dennoch sind die Stories über die Mechanismen der „Row Zero“ und die journalistischen Recherchen dazu nicht vom Tisch.

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