Rammstein: Nun auch Missbrauchs-Vorwürfe gegen Flake
Rammstein-Keyboarder Flake wird vorgeworfen, eine Frau für sexuelle Handlungen ausgenutzt zu haben. Neue Recherchen belasten den Musiker, er selbst dementiert.
Neuerliche Missbrauchs-Vorwürfe gegen Rammstein sind aufgetaucht. Richtete sich der Fokus der Anschuldigungen bislang gegen Sänger Till Lindemann, so wird in einer aktuellen Recherche des Norddeutschen Rundfunks (NDR) und der „Süddeutschen Zeitung“ nun auch Keyboarder Christian Lorenz alias Flake mit Vorfällen konfrontiert. Im Zentrum steht eine angebliche Begebenheit in Flakes Anwesen in Brandenburg. Diese liege über 20 Jahre zurück.
Eine damals 17-jährige Frau hat gegenüber dem vielköpfigen Reporterteam berichtet, dass es nach einem gemeinsamen Barbesuch im Dezember 2002 offenbar zu sexuellen Handlungen gekommen sei. Sie sei damals „absolut verknallt gewesen“ in Till Lindemann, wird die Frau zitiert, die ihr wahres Alter gegenüber Lindemann und Lorenz anfangs um fünf Jahre nach oben „geschönt“ hatte. Wie in den Fällen zuvor wären angeblich Alkohol und sedierende Substanzen im Spiel gewesen, heißt es in dem Bericht.
Nachdem Lindemann die Runde in Flakes Quartier zum Schlafen verlassen hatte, hätte sie dort ein eigenes Bett aufgesucht. Flake hätte sich danebengelegt und sie wäre nach eigenen Angaben aber nicht in der Lage gewesen, den Keyboarder davon abzuhalten. Sie habe sich zumindest abgewendet, worauf Flake sie zurückgedreht und mit ihr Sex gehabt hätte.
„Ich habe es geschehen lassen“
Sie habe den Sex nicht gewollt, habe aber auch nicht „Nein“ gesagt, sich nicht gewehrt und einfach so dagelegen, so die Aussage. „Ich habe es geschehen lassen. Ich war wie off, abgetrennt von mir selbst“, sagt die Frau dem NDR/SZ-Rechercheteam. „Ich war mindestens super betrunken und er wusste es, weil er die ganze Zeit dabei war. Ich war einfach nicht mehr bei Sinnen.“
Alle Schilderungen lieferte die Frau, wie die Reporter vermerkten, unter Eides statt. Ebenso wie zahlreiche weitere Informanten auch, denen sie die Vorgänge auf privater Ebene bereits in der Vergangenheit erzählt hatte.
Flake dementiert
Christian „Flake” Lorenz hat diese Aussagen bereits per Anwalt dementieren lassen. Auch das Juristen-Team um Lindemann hat sich eingeschaltet. Die Berichterstattung in dieser Causa wäre rechtswidrig, heißt es.
Eine weitere Frau berichtet von einem frühen Rammstein-Konzert im Jahre 1996 in Gera. Besagter Gig habe später in einer Hotel-Poolparty gemündet. Obwohl sie nach eigenen Angaben an diesem Abend nicht sehr viel Alkohol getrunken habe, wäre sie sediert im Hotelzimmer gelandet. Am nächsten Morgen wäre sie unbekleidet sowie mit starken Schmerzen im Unterleib aufgewacht. Lorenz habe ebenfalls in diesem Zimmer geschlafen. Was genau in der Nacht passiert war, entziehe sich aufgrund des angeschlagenen Zustands ihrer genauen Kenntnis, sagt sie.
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Lorenz und ein anderes Bandmitglied lassen via Rammstein-Anwalt mitteilen, dass sich nichts von dem Geschilderten zugetragen habe.
Darüber hinaus sollen weiteren Personen im „Recruiting-Team“ für junge Frauen involviert gewesen sein. Das hätten ausgelesene Chat-Protokolle und Interviews mit zahlreichen betroffenen Frauen und dem Tour-Personal ergeben.
Bislang war lediglich von der russischen „Casting-Direktorin“ Alena Makeeva die Rede, über die verschiedene Frauen Zugang zum Bandleader erhalten haben sollen. In dem Bericht ist nunmehr von einer weiteren „Bekannten von Alena M.“, dem ehemaligen Lindemann-Bodyguard, einem zwischenzeitlichen Bandmanager sowie einem seiner Geschäftspartner die Rede.
Die erwähnten Personen hätten nicht auf die Anfragen von „SZ“ und „NDR“ reagiert oder hätten Antworten zu Till Lindemann abgelehnt. Lediglich die besagte Bekannte von Makeeva äußerste sich. Von Übergriffen habe sie nie etwas mitbekommen. Stattdessen spricht sie von „Dankbarkeit und Glück“ bei den weiblichen Fans.
Rammstein stehen am Dienstag (18. Juli) vor dem dritten Berlin-Konzert im Olympiastadion. Bis zum Ende der laufenden Europa-Tour in der belgischen Hauptstadt Brüssel sind noch weitere acht Shows zu spielen.