Rammstein: Lindemann witzelt – „Und die Sänger vögeln nicht mehr“
Anscheinend Lindemanns humoristischer Versuch, von jetzt an Enthaltsamkeit vorleben zu wollen – unabhängig davon, dass viele der Frauen, die Vorwürfe gegen ihn erhoben, eben nicht von Geschlechtsverkehr berichten, sondern konkrete Vorwürfe sexuellen Missbrauchs äußerten.
Zu den Missbrauchsvorwürfen gegen das Rammstein-Lager – nach Till Lindemann wird nun auch Keyboarder Christian „Flake“ Lorenz missbräuchliches Verhalten vorgeworfen – äußert sich die Band bislang eher zurückhaltend. Es gibt zwei Stellungnahmen im Namen der Gruppe, eine auf Instagram, eine auf Twitter, dazu einen längeren, eher larmoyanten Post von Schlagzeuger Christoph Schneider auf Instagram, in dem er betont, dass kein Gesetz gebrochen worden sei. Sänger Till Lindemann versucht derweil, mit knappen, an sein Live-Publikum gerichteten Dankesgrüßen die Solidaritätsfront seiner Fans stabil zu halten.
Gelegentlich dichtet der 60-Jährige aber auch Textzeilen von Rammstein-Songs um, die sich als Interpretation seiner Gedanken zu den Vorwürfen deuten lässt. Beim Konzert am 15. Juli im Berliner Olympiastadion sorgte Lindemann mit einer Textänderung für Aufsehen. Eigentlich heißt es im Song „Angst“ (erschienen auf dem 2022er-Longplayer „Zeit“): „Und die Furcht wächst in die Nacht/Tür und Tore sind bewacht/Die Rücken nass, die Hände klamm/Alle haben Angst vorm schwarzen Mann“. In Berlin änderte Lindemann die letzte Zeile jedoch. Aus dem „schwarzen Mann“ im Text wurde „Lindemann“, die Textzeile lautete somit: „Alle haben Angst vor Lindemann“.
Beim zweiten Konzert in der Hauptstadt (Sonntag, 16. Juli) dichtete er nun den Rammstein-Klassiker „Ohne Dich“ um. In der zweiten Strophe ersetzte Lindemann die Zeile „Weh mir, oh weh. Und die Vögel singen nicht mehr“ durch „Und die Sänger vögeln nicht mehr“. Anscheinend sein humoristischer Versuch, von jetzt an Enthaltsamkeit vorleben zu wollen – unabhängig davon, dass viele der Frauen, die Vorwürfe gegen ihn erhoben, eben nicht von Geschlechtsverkehr, einvernehmlichem Geschlechtsverkehr, also „vögeln“ berichten, sondern konkrete Vorwürfe sexuellen Missbrauchs äußerten. Zu unfreiwilligen Handlungen sei es auf Aftershowpartys gekommen, mit Frauen auch rekrutiert in der „Row Zero“, vollzogen auch in einem Raum, der sich unter der Rammstein-Bühne befände und von manchen als „Suck Box“ bezeichnet wird.
Till Lindemann bestreitet alle Vorwürfe missbräuchlichen Verhaltens und hat seine Anwälte eingeschaltet. Gegen Lindemann wiederum ermittelt die Berliner Staatsanwaltschaft.
„Ohne Dich“: