Rammstein-Konzertverbot? Kultursenator Joe Chialo mit klaren Worten
Null Aussicht auf rechtliche Handhabe gegen Rammstein-Konzerte in Berlin
Nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Nachdem Rammstein ihre beiden Gastspiele in der ungarischen Hauptstadt Budapest ohne besondere Vorkommnisse erledigt haben, wuseln in Berlins Westen bereits die Bühnentechniker herum.
Hier in Charlottenburg steht das pompöse Olympiastadion, bekanntlich der Austragungsort der feurigen Shows in ihrer Heimatstadt – mit jeweils über 60.000 Fans.
Im Vorfeld des am Samstag beginnenden Triple-Spektakels (15, 16. und 18. Juli) ist der neue Kultursenator Joe Chialo noch einmal vor die Presse getreten. In den lokalen Medien stellt er klar, dass die Politik keine Möglichkeit einer Untersagung der aufwändig produzierten Großveranstaltung habe.
Er könne die Konzerte schlicht nicht so einfach verbieten: „Die Forderung ist emotional verständlich, rechtlich gibt es keinen Hebel“, so Chialo.
Anders als in den vorherigen europäischen Spielorten ist in Berlin eine organisierte Demonstration gegen Rammstein geplant. Wie auf in der Stadt aushängenden Plakaten ersichtlich, soll die erste Show an diesem Samstag von Protesten begleitet werden.
Treffpunkt ist der an der Zentrale des Senders RBB gelegene Theodor-Heuss-Platz. Gegen 14:30 soll sich der Anti-Rammstein-Tross Richtung Stadion bewegen. Ausgestattet mit Soundsystem kommt dieser etwa 90 Minuten auf dem vorgelagerten Olympia-Parkplatz an. Dann sind die Stadiontore für die Rammstein-Fans bereits geöffnet.
Fun-Frage am Rande: Mit welchen Klängen wird der Protestzug wohl protestieren?
Kultursenator Chialo selbst wird nach eigenen Angaben die Rammstein-Shows nicht besuchen. Diplomatisch versiert verweist er auf die jüngsten Etatverhandlungen im Berliner Senat, wo er heftige Sparpläne im Kulturbereich abwehren musste. Dies hätte Kraft und Zeit gekostet. „Das Wochenende gehört daher der Familie“, heißt es gegenüber der Deutschen Presse Agentur (dpa).
Chialo hatte in vorherigen Stellungnahmen bereits vor übereilten Forderungen gewarnt. Er sei vorsichtig, „aus diesem Spin immer gleich Handlungsanleitungen abzuleiten.“
Die Berliner Grünen haben derweilen „Awareness Strukturen“ konzipiert. Diese sollen bei Live-Konzerten künftig eingezogen werden. Sie sehen die Politik in der Pflicht, Sicherheitskonzepte verpflichtend zu machen. Wie man „Awareness“ praktisch übersetzt, wie genau diese „Strukturen“ aussehen sollen und für welche Genres und Hallen diese gelten sollen, lassen die Grünen im Ungefähren.
Ist Punk und Metal eher „gefährlich“? Und bei K-Pop und Klassik dagegen kommt die „Awareness“-Eingreiftruppe eher nicht zum Einsatz?
Die Veranstalter sehen jedenfalls weitere Kosten auf sich zukommen. Möglicherweise selbst für Musikkonzerte, die sanft und folkig vor sich dahinplätschern.