Frauen schützen! Familienministerin reagiert auf Rammstein-Kontroverse
Lisa Paus (Grüne) fordert Schutzzonen für Frauen bei Konzerten und eine Abschaffung des „Row Zero“-Systems.
Till Lindemann und Rammstein sind nun auch ein Fall für die Bundesregierung. Nach Berichten, die Band würde ein eigenes System verfolgen, um dem Sänger möglichst junge Frauen für Sex nach den Gigs zukommen zu lassen, mehrten sich Aussagen von Betroffenen, dass sie entweder mit K.o.-Tropfen bewusstlos gemacht wurden oder gar sexuell missbraucht wurden.
Nun hat sich in dem Fall auch die Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) eingeschaltet. In einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP forderte sie Änderungen im Konzertbetrieb, um Frauen besser vor Übergriffen zu schützen. Sie schlug dafür eigene Schutzbereiche bei Konzerten sowie den Einsatz sogenannter Awareness-Teams vor, die als Ansprechpartner beim Verdacht auf sexuelle Übergriffe vor Ort zur Verfügung stünden.
Man müsse nun „schnell und konkret“ handeln, sagte Paus – was auch die Abschaffung des „Row Zero“ mit einschließen würde. Gemeint ist damit ein eigener Bereich vor der Bühne, wo im Fall von Rammstein bei Auftritten eine kleine Anzahl von Frauen geladen wird, um dort mit alkoholischen Getränken und anderen Vorteilen gegenüber anderen Besucherinnen und Besuchern versorgt zu werden und danach Zugang zur Aftershow-Party zu bekommen.
Wird die Musikbranche ihrer Verantwortung gerecht?
„Eine ernsthafte Debatte über die Verantwortung von Künstlern und Veranstaltern gegenüber ihren Fans ist sinnvoll“, sagte Paus in dem Gespräch mit AFP und schlug vor, dass die Musikbranche geschlossen dem „Bündnis gegen Sexismus“ beitreten solle. „Das Bündnis stellt sich jeder Art von Sexismus und sexueller Belästigung entgegen“, sagte sie.
Am Mittwoch spielen Rammstein nach mehreren Konzerten in anderen europäischen Ländern wieder in Deutschland. Dann findet ihr erstes von vier Konzerten in München statt. Grünen-Politiker hatten bereits angekündigt, die Forderungen, die von der Bundesfamilienministerin nun laut vorgetragen wurden, in der bayerischen Landeshauptstadt bereits anzuwenden.
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Rammstein haben sich zu den Vorwürfen – zu denen ein Bericht eines Recherchekollektivs von „NDR“ und „Süddeutsche Zeitung“ gehört – bereits geäußert und darum gebeten, auf Vorverurteilungen zu verzichten. Es liegen keinerlei Anzeigen gegen Lindemann oder andere Mitglieder der Band vor. Unterdessen hat sich der Verlag Kiepenheuer & Witsch von seinem Autor Till Lindemann getrennt und dies damit begründet, dass in einem Porno, in dem der Sänger zu sehen ist, ein Lyrik-Band, der bei KiWi erschienen ist, für sexuelle Handlungen missbraucht und in dem Clip sexuelle Gewalt gegen Frauen zelebriert werde.