Rammstein: „Kein Einzelfall“ – Claudia Roth arbeitet an „Aktionsplan“
Staatsministerin für Kultur verlangt eine deutliche Sensibilisierung von deutscher Musikszene. Gemeinsam mit der Branche arbeitet Claudia Roth an einem „Aktionsplan auf allen Ebenen“
Es gibt etwas zu Feiern. Bei sommerlichem Wetter begeht die staatlich finanzierte „Initiative Musik“ als zentrale Einrichtung der deutschen Musikwirtschaft im Berliner „Festsaal Kreuzberg“ im ehemaligen Mauerstreifen zwischen Ost und West ihren 15. Geburtstag. Ähnlich wie bei der Filmförderung unterstützt das von Betriebswirtin Tina Sikorski geleitete Team „die Präsentation und Verbreitung von Musik aus Deutschland im In- und Ausland; genauer gesagt den musikalischen Nachwuchs aus Deutschland, Musikerinnen und Musiker mit einem Migrations-Hintergrund sowie Livemusikclubs“.
Eine Art Subventionsbehörde für Pop, die zahlreichen (Nachwuchs-)Künstlern und Künstlerinnen immer wieder unter die Arme greift.
Zu diesem Anlass hält natürlich auch Claudia Roth, die zuständige Staatsministerin für Kultur, eine Glückwunsch-Rede im Eiltempo. Roth muss gleich weiter, so sagt sie ein wenig geheimnisvoll in die Spätnachmittag-Sonne hinein. „Zu einem weiteren wichtigen Termin“. Speed Dating und politischer Alltag in der deutschen Hauptstadt.
Roth arbeitet in ihrer Ansprache vielfältige Statements ab.
Etwa zum Ukraine-Konflikt („Krieg gegen die Kultur“), zur Unterstützung von Spielstätten und Festivals, zum kommenden Kulturpass für rund 750.000 gerade 18 werdende junge Menschen. Auch schwanen ihr„heftige Verteilungskämpfe“, die für den kommenden Bundeshaushalt auch dem Kultursegment drohen. Gegen Ende ihrer Ansprache widmet sie sich einem Thema, das an diesem friedlich beschwingten Dienstagabend wie der berühmte „Rosa Elefant“ durch Auditorium und Biergarten schwebt.
Es geht um die „Til(l)-Affären. Ergo um die „schwerwiegenden Vorwürfe in den Fällen Tilmann Valentin („Til“) Schweiger (Film) und Till Lindemann Musik). Die Ministerin verlang ex cathedra „eine schnelle und umfassende Aufklärung“. Sie geißelt die „aggressiven, hämischen Reaktionen“, die aktuell in den Sozialen Medien genau jene junge Frauen erfahren, die in der Causa Rammstein das Prinzip „Row Zero“ seit dem Rammstein-Konzert in der litauischen Hauptstadt Vilinius öffentlich angeprangert haben – eine Art instutionlisiertes Groupie-System, das über Jahre hinweg in der Insider-Szene keineswegs unbekannt war.
Nun will Roth in gebotener Geschwindigkeit einen „Aktionsplan auf allen Ebenen umsetzen“.
Ihr Ministerium befinde sich bereits „in Gesprächen“.
Schweiger und Lindemann, so Frau Roth, seien schließlich keine Einzelfälle. „Lassen Sie uns gemeinsam dafür und daran arbeiten“, so die Chefin des Kultur-Ressorts, die zuvor kurz auf ihre glückliche Management-Zeit mit der Berliner Sponti-Crew Ton, Steine, Scherben zurück blickt, „dass so etwas nie wieder vorkommt!“
Vor dem Festsaal wartet bereits der Fahrservice der Regierung mit laufendem Motor. Auf zum nächsten Gig.