Sind Rammstein eine „DDR-Nostalgie-Band“? Historiker beschimpft Flake als „Vollhonk“
„Es tut mir leid, den Front-Mann von Rammstein als Honk bezeichnet zu haben. Wie soll ich denn jetzt Herrn Lorenz alias Flake bezeichnen? Vollhonk vielleicht?“ Eine Entschuldigung klingt anders.
Beinahe hätte man glauben können, dass der Berliner Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk sich bei Rammstein-Sänger Till Lindemann mit einem neuen Tweet entschuldigen möchte. Anfang Januar hatte er zum Geburtstag des Musikers ein Zitat zum Anlass genommen, um ihn auf Twitter als „Honk“ zu bezeichnen. Rammstein seien eine „DDR-Nostalgie-Band“, da sie auch immer wieder betonen, dass in ihrer Vergangenheit in der ehemaligen DDR nicht alles schlecht war. Nun tritt der Historiker, der sich intensiv mit der Aufarbeitung der SED-Diktatur beschäftigt, noch einmal nach: „Es tut mir leid, den Front-Mann von Rammstein als Honk bezeichnet zu haben. Wie soll ich denn jetzt Herrn Lorenz alias Flake bezeichnen? Vollhonk vielleicht?“
Weiter heißt es im Tweet vom 18. März: „Der Millionär jammert und jammert und jammert in der ,Moskauer Zeitung’“ – damit meint Kowalczuk die Berliner Zeitung. Flake benehme sich wie ein SED-Funktionär, der das „Wir“ zu häufig bemüht. Der Historiker fragt sich, wann der Musiker in seinen Präsent 20 schlüpfen werde – einen Vollpolyesteranzug, der in der früheren DDR hergestellt wurde.
Der ursprüngliche Aufreger für Ilko-Sascha Kowalczuk war ein Lindemann-Zitat, das der MDR zum Geburtstag des Sängers in den sozialen Kanälen verbreitet hatte. „In der DDR hatten wir nur wenig, aber es gab ein Gefühl der Solidarität, das ich jetzt vermisse. Heute stecken wir bis zum Hals in Konsum, Egoismus und Individualismus.“
Rammstein: eine DDR-Nostalgie-Band?
Alle Rammstein-Mitglieder wurden in der früheren DDR geboren und sind – ebenso wie der Historiker – dort aufgewachsen. Flake, der auch als Autor tätig ist, hat auch bereits einige Anekdoten aus der damaligen Zeit verschriftlicht. Zudem spricht er hin und wieder über seine Beobachtungen in Berlin. Dazu gehört auch, Veränderungen anzusprechen, die er in seinem Heimatkiez Prenzlauer Berg in den Jahrzehnten nach der Wende festgestellt hat.