Rammstein: Auftritt in Berlin unter Beschuss
Lindemann und Band haben die Schweiz verlassen. Shows gehen weiter, doch wie lange noch?
Tour-Jetset im Festivalsommer 2023. Das Doppelkonzert in der eidgenössischen Hauptstadt Bern ist gespielt. Der Rammstein-Zirkus zieht weiter. Nun hat ein Schweizer Flughafen-Spotter einige Bilder geschossen, wie Till Lindemann in einen Privatflieger steigt. Allein?
Ob die Kollegen mit einer anderen Maschine abgehoben sind, wissen wir nicht. Aber, wenn ja: Das wäre weder sonderlich ökologisch, noch würde es auf ein inniges Verhältnis der Berliner Kumpeltruppe schließen. Sieht so der viel zitierte „Riss“ aus, der sich nach der Erklärung von Drummer Christoph Schneider bereits angedeutet hat!?
Bis hinein in die erste August-Woche dauert die Stadion-Reise von Rammstein noch. 18 Auftritte sind noch zu absolvieren, am morgigen Freitag (23. 06.) in Madrid, dann in Lissabon.
Während man auf der iberischen Halbinsel den „Row Zero“-Skandal mit Erstaunen zur Kenntnis nimmt – die landesweite Tageszeitung „El Pais“ hat dazu ein großes Feature ihrer Berlin-Korrespondentin veröffentlicht – stapeln sich in der Bandheimat die Protest-Noten gegen die drei Auftritte im Olympiastadion.
Verschiedene Petitionen richten sich an Berlins Innensenatorin Iris Spranger (SPD), Kultursenator Joe Chialo (CDU), den Regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU) sowie den Geschäftsführer des Stadionbetriebs Timo Rohwedder. Auch Konzertveranstalter MCT, der auch die Shows für Kraftwerk organisiert, steht unter Rechtfertigungsdruck. Mittlerweile ist für den ersten Berlin-Termin auch eine Demonstration angemeldet.
Eine Wortführerin ist die Aktivistin Britta Häfemeier, die dem Verein „Gender Equality Media“ vorsteht. Sie sieht den Senat in der Verantwortung. Innen-Ressortleiterin Spranger hatte die erfolgte Absage der Aftershowparty mit dem „Schutz der Frauen“ begründet. „Mit diesem Argument kann sie auch Einfluss auf die Betreiber des Olympiastadions nehmen und Druck ausüben, damit die Konzerte abgesagt werden“, so Häfemeier gegenüber der „Berliner Zeitung“. Hinzugezogene Fachanwälte halten Absagen der ausverkauften Konzerte auf Nachfrage des Senders RBB „ohne ein vollendetes Verfahren für unwahrscheinlich“.
Wobei zur Deeskalierung auch gesagt werden sollte, dass die OFFIZIELLEN Aftershow-Parties von Rammstein weitgehend ungefährlich für Frau und Mann sind. Eher konventionelle Rumsteh-Events nach dem Konzert; mit Freidrinks, Branchen-Klatsch und VIP-Aufmarsch. Diese aus „Sicherheitsgründen“ zu untersagen, riecht nach Alibi-Politik.
Alle weitergehenden Verbote, das hat schon die Debatte um den kommunale Absage-Versuch des Konzertes von Roger Waters in der (kommunalen) Frankfurter Festhalle gezeigt, betreten ein juristisches Minenfeld. Das hessische Verwaltungsgericht hatte seinerzeit aufgrund bestehender Verträge einen Waters-Bann am Main gekippt.
Auch Rammstein haben für die drei ausverkauften Olympia-Stadion-Gigs im Juli über ihren Veranstalter nach wie vor rechtsgültige Vereinbarungen. Nur aufgrund von Forderungen und Petitionen wird sich das millionenschwere Rammstein-Spektakel auch in Berlin nicht stoppen lassen.
Und solange es keine offizielle Anklage gegen Till Lindemann gibt, wird berechtige Entrüstung vieler Aktivisten und Aktivistinnen Entrüstung bleiben. Ein zehnköpfiges „Awarenessteam“, so berichten die lokalen Medien, solle nach dem Rechten sehen.