Radio im Kopf
M. Ward rekonstruiert die alte amerikanische Folk-Musik.
Ohne die alte Gibson Akustik-Gitarre geht Matt Ward nirgendwo hin — nicht mal auf eine Interview-Tour: „Wenn man den ganzen Tag in Hotelzimmern herumsitzt, wird einem schnell langweilig“, sagt er fast entschuldigend unter seiner schwarzen Wollmütze hervor. Der 30-Jährige aus Portland wirkt, als gab« er seine sanften Folksongs am liebsten in Fußgängerzonen zum Besten. Da würde man sich über die schönen akustischen Lieder freuen und ihm gerne einen oder zwei Euro in den Hut werfen.
Tatsächlich hat M. Ward im letzten Jahr vor 20 000 Bush-Gegnern gespielt, zusammen mit Bright Eyes, Bruce Springsteen und R.E.M.. Und auch auf seinem vierten Album “ Transistor Radio“ begrüßt der virtuose Gitarrist illustre Gäste wie Howie Gelb und Vic Chesnutt. Das betont abwechslungsreiche Werk folgt einem klaren Konzept: „Ich hatte früher einmal ein billiges Transistor-Radio. Doch leider habe ich es irgendwo in Kalifornien verloren. In einem Traum habe ich es dann wiedergesehen: Es stand immer noch mitten in der Wildnis und spielte dieselben Lieder, die ich liebte, als ich 12 Jahre alt war. Das war die Idee.“
Ward kombiniert die unterschiedlichsten Stile und Produktionstechniken, um ein imaginäres Radioprogramm zu erschaffen: Folk, Bluegrass, alter Rock’n’Roll. Manchmal hat er sich Mühe gegeben, dass die Aufnahmen nicht zu glatt klingen: „So war das eben, wenn man früher einen Sender suchte. Heute, bei den digitalen Radios, ist der Empfang immer perfekt. Ich wollte das Radio in meinem Kopf.“