Queen kompakt: die besten und schlechtesten Alben

Queen sind die größte Opera-Rock-Band aller Zeiten – und noch viel mehr.

Essenziell

Sheer Heart Attack (1974)

Die Vorgänger, „Queen“ und „Queen II“, sind keine schlechten Alben, nur leiden sie, wie viele Prog- oder Art-Rock-Platten jener Ära, an schwer verständlichen Konzepten und ausgedachten Mythologien. „Sheer Heart Attack“ war ihr erster und gelungener Versuch einer Massenkommunikation und wurde sofort angenommen. Die Singe „Killer Queen“ wurde im UK ein Nummer-zwei-Hit, eine Glam-Hymne, die sexyer wirkte als jeder Song, den David Bowie zuvor in der Rolle des Ziggy Stardust präsentiert hatte.

Der Hardrock von „Stone Cold Crazy“ war mit seinen 2:12 Minuten ein überfälliges Eingeständnis, Geschichten nicht immer als Epen erzählen zu müssen (nun gut, wenn man sich vorher durch das dreiminütige Gitarrensolo von „Brighton Rock“ gekämpft hat). Lediglich das überbewertete „Now I’m Here“, das auf Platte mit neuen Stereo-Effekten arbeitete (huhu, jetzt kommt der Sound plötzlich nur aus der linken Box!), wirkte etwas albern – war als Live-Gag aber ein Crowdpleaser.

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A Night At The Opera (1975)

Queen sind eine Fünf-Sterne-Band, die einzige Fünf-Sterne-Band ohne Fünf-Sterne-Album. (Ob das daran liegt, dass stets jedes Bandmitglied Songs einbringen wollte?) Aber dieses hier kommt den fünf Sternen nahe. Viele halten Platte Nr. 4 gar für das Debüt, weil „Bohemian Rhapsody“ drauf ist, überlebensgroßer Hit und prächtiges Sound-Statement. Als vorletztes von zwölf Albumstücken geht es dennoch nicht unter. „You’re My Best Friend“ war John Deacons erste große Komposition. Mercurys „Love Of My Life“ war für seine Partnerin Mary Austin geschrieben.

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News of the World (1977)

Wie es wohl gewesen sein muss, erstmals „We Will Rock You“ und „We Are The Champions“ zu hören? Metal und Oper in zwei bzw. drei Minuten, die berühmteste Auftaktfolge, mit der je ein Album begonnen hat. All die Sport-Events, in denen der Doppelpack bis heute läuft, die Schulhof-Karaokes mit gereckten Fäusten … Das zweifache „We“ begründete den Führungsanspruch für die zweite Hälfte der 70er-Jahre. Das Arrangement von „We Will Rock You“ – drei Viertel des Songs nur Drums, dann eine per Feedback eingeleitete Gitarre – verhöhnte den Minimalismus des Punk.

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The Game (1980)

Hier entstand der oft selbstironische Pop, mit dem Queen in den 80er-Jahren fast zur Karikatur geworden wären. Aber das war nicht absehbar. Album 8 enthielt mit „Another One Bites The Dust“ und „Crazy Little Thing Called Love“ ihre zwei ersten – und einzigen – Nummer-eins-Singles in den USA. Hätten die Amerikaner im „Cruising“-Kinojahr Mercurys Kleidercode verstanden, wären beide Songs wohl keine Hits geworden. Das berührende Titelstück, „Play The Game“, bietet Mercurys weise Erkenntnis, dass das Leben sehr kurz sein kann – und deshalb umso mehr ausgeschöpft werden muss.

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Lohnend

A Day At The Races (1976)

Der Erfolg der „Opera“-Single „Bohemian Rhapsody“ setzte Erwartungen an die Vorabsingle dieses Albums. Umso glanzvoller, dass Queen diese Erwartungen mit „Somebody To Love“, einem schlankeren Pop-Gospel, unterliefen. Durch die George-Michael-Version vom AIDS-Awareness-Konzert wurde das Lied im Kanon der wichtigsten Queen-Lieder etabliert. Nicht alles aber ist gelungen. Für jedes flirtende „Good Old-Fashioned Lover Boy“ und straighte Rocker wie „Tie Your Mother Down“ gibt es auch gut gemeinte, aber unfreiwillig komische Stücke wie „White Man“, das den Kolonialismus aus der Sicht Indigener betrachtet.

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Jazz (1978)

„Jazz“ als Ausdruck „freier“ Musik? Ein Klischee. Aber vier Lieder dieses Albums (das Rock statt Jazz bietet) haben sich freigespielt, liefern den Stoff, aus dem Legenden sind.

„Mustapha“ vereint, in den 1970ern unüblich, Arabisch mit Englisch mit Dada-Farsi (Mercury hat persische Wurzeln); „Bicycle Race“ erhielt ein Video, nach dessen Aufnahmen nackter Radlerinnen die Fahrradverleiher Geld für den Austausch der Sattel verlangten; „Fat Bottomed Girls“ flog aus Hit-Kollektionen raus (Vorwurf des Bodyshamings). „Don’t Stop Me Now“, damals eine unauffällige Single, ist heute ihr zweitmeistgestreamter Spotify-Song.

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A Kind Of Magic (1986)

Ob bei Paula Abdul, den Stones, den Dire Straits oder dem Pumuckl: die Interaktion echter Menschen mit Comicfiguren (wie im Video von „A Kind Of Magic“) war in den 1980ern sehr angesagt. Das täuscht aber nicht über die hohe Qualität dieser Kinoarbeit hinweg. Sechs Songs für „Highlander“ plus Solobeiträge von Mercury, die ihn auf dem Höhepunkt seiner Stimmkunst zeigen, wie in „Princes Of The Universe“ und „Gimme The Prize“. Die Ballade „Who Wants To Live Forever“ wurde nach Seals Aufführung beim Tribute-Konzert verdient zum Klassiker.

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Ergänzend

Flash Gordon (1980)

Im erfolgreichsten Jahr des „Game“ noch dieser überwiegend instrumentale Soundtrack für den Comic-Helden, der „Star Wars“ beerben wollte. Der Titelsong ist ein sensationeller, eruptiver Showcase aller vier Musiker. Der Score bildete den Auftakt einer Reihe Achtziger-Alben, in denen Popbands die Musik für vermeintliche Prestigeprojekte einspielten.

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Innuendo (1991)

Das berühmteste musikalische Schlusswort eines Sängers, der seine Lieder im Angesicht des Todes mit letzter Kraft intoniert. Nicht ganz so eindrucksvoll wie Bowies „Blackstar“. Stücke wie „The Show Must Go On“ und „These Are The Days Of Our Lives“ erfuhren nach Mercurys Tod neun Monate später eine komplett neue Bedeutung. Am schönsten jedoch ist „Delilah“, die Ode an seine Katze.

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Schwächer

The Miracle (1989)

Nicht ihr schlechtestes Album – das ist jener 1995 posthum veröffentlichte „Schwanengesang“ namens „Made In Heaven“ –, aber doch ihr enttäuschendstes. Als reines Gitarre-Bass-Schlagzeug-Album hätte das Werk besser geklungen. Queen versuchten sich an Trends wie House („The Invisible Man“) und Wabbelbässen („Breakthru“), dazu komponierten sie einen hastig durchexerzierten „BoRhap“-Pastiche („The Miracle“). Einzig „I Want It All“ bietet furchteinflößende Led-Zeppelin-Power.

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Film

„Concert For AIDS Awareness“

Das berauschendste Charity-Konzert aller Zeiten fand im April 1992 in Wembley statt. Die größten Stars ihrer Zeit (Metallica, Bowie, George Michael) lieferten denkwürdige Auftritte ab, etwa Elton John und Axl Rose mit „Bohemian Rhapsody“. Bis heute ist es einmalig, dass eine Top-Celebrity wie Elizabeth Taylor Hunderttausenden in einem Stadion und Millionen vor den Fernsehern zuruft: „Please use condoms!“

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Preziosen

Raritäten und Obskuritäten

„Cool Cat“

Das „Hot Space“-Album von 1982 war ein Flop – dieser Song feierte durch TV-Werbung und Record-Store-Day-Veröffentlichung als pinkfarbene Single unter Hipstern eine Renaissance. Eine Bootleg-Version enthält uninspirierten Sprechgesang von David Bowie – zum Glück nie veröffentlicht.

„We Will Rock You (Fast)“

Je mehr Live-Versionen (oder BBC-Fassungen) der schnelleren, euphorischen Version dieses Evergreens erscheinen, desto mehr gerät man ins Grübeln: Ist diese Alternativdarbietung der HipHop-artigen Avantgarde des Originals vielleicht doch überlegen?

„New York, New York“

Im „Highlander“-Film rast der Schurke Kurgan zu diesem Sinatra-Cover über die Brooklyn Bridge. Ein 40‑Sekunden-Schnipsel mit Mercurys Gesang. Archivare können sich noch so sehr anstrengen – es gibt keine vollständige Version des Lieds. Zumindest nicht im Netz.

„A New Life Is Born“

Mercurys Piano-Intro zu „Breakthru“ ist noch besser als das eigentliche Stück und gehört zum Studio-Outtake „A New Life Is Born“, erst viele Jahre später in Deluxe-Versionen veröffentlicht.

„Flash’s Theme“

In einer Bonus-Dokumentation der Blu-ray-Neuauflage des „Flash Gordon“-Films ist eine echte Rarität zu bewundern: Brian May intoniert das Titellied – auf dem Klavier.

„My Life Has Been Saved“

B-Seite der „Scandal“-Single von 1989, die für „Made In Heaven“ sechs Jahre später in einer opulenteren, überflüssigen Version neu veröffentlicht wurde.

„Mad The Swine“

Von Roger Taylor zu Zeiten von „Queen“ 1973 komponiert und dann ins Archiv verfrachtet. Aber nicht vergessen: Erschien 1991 als B‑Seite von „Headlong“.

„A Human Body“

Der B-Seite von „Play The Game“ fehlt ohne jede Frage die Qualität der A‑Seite. Hörenswert ist Roger Taylors Komposition aber dank des Einsatzes eines Vocoders.

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