Queen – Killer Queen

Vergessen wir mal kurz Nonsens wie „„Radio Gaga“. Ignorieren wir das ungeschriebene Gesetz, nach dem Siegesfeiern jedweder Art bis zum Erbrechen mit „We Are The Champions“ unterlegt werden müssen. Sehen wir generös darüber hinweg, dass Queen seit den Achtzigern streckenweise Unsägliches produzierten, und dass sie nach Freddie Mercurys Ableben nur noch ihren Mythos versilbern, anstatt demütig das Feld zu räumen. Queen waren nämlich auch mal gut. Sehr gut sogar. „Killer Queen“ etwa ist luxuriöser Glam-Rock von herzerfrischender Dekadenz, absolut stilsicher und so selbstbewusst inszeniert, dass es schon fast an Arroganz grenzt. Die frühen Queen-Alben zierte stets der Zusatz „„No Synthesizers!“, worüber man im digitalen Zeitalter natürlich herzhaft lachen darf. Dabei sollte die damals neue Technologie gewiss nicht verteufelt werden, Queen waren lediglich eitel: Der beeindruckte Zuhörer sollte sich fragen, wie es die vier Genies nur geschafft hatten, ganz ohne elektronische Wundermaschine all diese Sounds aufs Vinyl zu bringen. Nun: In dem sie mitunter mehr Gitarrenspuren übereinander kopierten, als Brian May Finger hat. Was Arrangement und Produktion angeht, ist auch die „Killer Queen“ mit allen Wassern gewaschen, die 1974 aus den Studiohähnen tropften. Doch es ist nicht nur technische Finesse: Alles, was das urbritische Genre Glam-Rock so ausmacht, bringt dieser Song inhaltlich wie formal perfekt auf den Punkt – „guaranteed to blow your mind“. Dafür sorgt allein schon die katzenhafte Eleganz, mit der sich Mercury durch die Oktaven schraubt, zudem lässt die sinistre Hauptdarstellerin mit ihrem Champagner, ihren glamourösen Bekanntschaften, französischen Parfüms und schnellen Autos selbst James Bond wie einen Bauerntölpel aussehen: „in conversation, she spoke just like a baroness.“ Für Queen, Anfang 1971 in London gegründet, bedeutete die Single-Auskopplung den kommerziellen Durchbruch. Selbst in den USA, damals fest im Griff von sanften Westcoast-Rockern und Comedy-Acts wie Alice Cooper, erreichte der Song die Top 20.

* Sheer Heart Attack (1974)

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