Public Domain Day: „Singing In The Rain”, „Popeye“ und Hitchcocks erster Film frei verfügbar
In den USA endet der urheberrechtliche Schutz vieler Kunstwerke der späten Zwanziger
Seit gestern (01. Januar) sind in den Vereinigten Staaten viele künstlerische Werke des Jahres 1929 frei verwendbar. Dieses Datum wird mit einer prominenten Liste zum so genannten „Public Domain Day“, auf deutsch etwa „Tag der Gemeinfreiheit“, gefeiert.
Auf dem diesjährigen Programm stehen in den USA die Anfänge der belgischen Comic-Ikone „Tintin“ alias Tim und Struppi, Disneys legendärer Knochen-Männeken-Kurzfilm „The Skeleton Dance“, Ernest Hemingways „A Farewell to Arms“ und die erste englische Übersetzung von „All Quiet on the Western Front“; der deutsche Originaltext „Im Westen nichts Neues von Erich Maria Remarque wurde letztes Jahr frei verfügbar. Dazu das Original des Musical-Songs „Singing In The Rain“, der erst 1952 im Film mit Gene Kelly weltweit bekannt wurde.
Musikaufnahmen weichen in Amerika von dieser Regelung ab
Die urheberrechtlichen Regeln in den USA sind zwar im Detail recht trickreich. Doch im Grundsatz gilt dort: Künstlerische Produktionen von 1929 waren 95 Jahre lang urheberrechtlich geschützt, also bis Ende 2024. Zum Jahresbeginn 2025 sind entsprechende „Verwertungsrechte“ ausgelaufen.
Musikaufnahmen weichen in Amerika von dieser Regelung ab. Es gilt eine Laufzeit von 100 Jahren. Werke, die erstmals 1925 veröffentlicht wurden, sind in den USA also nunmehr gemeinfrei.
Wiederum anders tickt Europa: Hier wird nach dem Tode des Urhebers oder der Urheberin gezählt. Erst 70 Jahre nach dem Ableben können Werke aus bildender Kunst, Musik oder Literatur frei genutzt werden. Am Beispiel des 1950 verstorbenen Brecht-Komponist Kurt Weill („Die Dreigroschenoper“) zeigt sich aber auch, das einzelne Orchester-Aufnahmen noch eine längere Schutzfrist genießen.
Wie Jennifer Jenkins als Leiterin des Duke Law School’s Center For The Study Of The Public Domain auf der Website des Instituts erklärt, ist der US-Urheberschutz immer weiter ausgedehnt worden.
Was also ist jetzt gemeinfrei?
„Ursprünglich sollte Werke aus dem Jahr 1929 nach einer 56-jährigen Laufzeit im Jahr 1985 gemeinfrei werden. Dann wurde dieses Datum auf 2005 verschoben, also 75 Jahre lang Urheberschutz. Und bevor dies geschehen konnte, drückte der US-Kongress eine weitere 20-jährige Pause-Taste und verlängerte die Urheberrechtsfrist auf 95 Jahre. Jetzt hat das Warten ein Ende. “
Was also ist jetzt gemeinfrei? Das letzte Jahr stand ganz im Zeichen von Mickey Mouse und Minnie Mouse, da die erste Version dieser Figuren – die in dem Kurzfilm „Steamboat Willie“ von 1928 zu sehen war – zur freien Verwendung gestellt wurde. Der Disney-Konzern stellt seinerzeit eilig klar, das die moderneren und bekannteren Mickey-Versionen noch geraume Jahre geschützt sein werden.
Eine ähnliche Situation könnte sich beim Spinat-Matrosen Popeye ergeben, der erstmals am 17. Januar 1929 als Figur im „Comic Thimble Theatre“ erschien. Allein diese frühe Version – und nicht der Popeye, der fünf Jahre später in Zeichentrickfilmen auftauchte – wird ab sofort gemeinfrei. Dennoch ist die Ur-Figur ab jetzt verfügbar, wenn eine Retro- oder MashUp-Filmproduktion darauf setzen möchte.
Zu den anderen bekannten Werken des Public Domain Day 2025 gehören Dashiell Hammetts „The Red Harvest“ und „The Maltese Falcon“ , Hitchcocks erster Tonfilm „Blackmail“ von 1929, „Pandora’s Box“ des deutschen Regisseur G.W. Pabst mit Louise Brooks in der Hauptrolle, Kunstwerke der Surrealisten Salvador Dali und René Magritte, dazu Virginia Wolfes „A Room of One’s Own“ und Songmaterial aus dem Jahr 1929 von Louis Armstrong sowie George Gershwins „Rhapsody in Blue“ (!).
Tom und Jerry und Bugs Bunny im Jahr 2036
„2025 bekommen wir die ersten Versionen von Mickey und Minnie und von Popeye und Tintin (plus Hund Snowy, der hierzulande „Struppi“ heißt, Anm. des Autors)“, schreibt Expertin Jenkins. „In den kommenden Jahren wird eine ganze Reihe neuer Figuren gemeinfrei: Betty Boop und Pluto, der ursprünglich Rover hieß, im Jahr 2026. Goofy im Jahr 2028 (ursprünglich „Dippy Dawg“ genannt), Mary Poppins und Donald Duck im Jahr 2030 Superman dann 2034, Batman im Jahr 2035, Tom und Jerry und Bugs Bunny im Jahr 2036 und Wonder Woman im Jahr 2037.“