Propheten im eigenen Land
Trotz Online- und TV-Fame gelten Alamo Race Track immer noch als kleine Indie-Band.
Via YouTube berühmt zu werden ist längst ein bewährtes Erfolgsrezept. Aber nicht immer avanciert ein Video auf derart eindrucksvolle Weise zum Instant-Selbstläufer wie das bei den vier Niederländern von Alamo Race Track der Fall war. 2006 klickten innerhalb weniger Tage über 200.000 Leute ihren Song „Black Cat John Brown“ an. Leonard Lucieer, Gitarrist und Keyboarder der Gruppe, erinnert sich: „Unser französisches Label hat den Mitschnitt damals einfach online gestellt. Da wir mit unserer Musik nicht gerade das Charts-Publikum ansprechen, war das natürlich ein wichtiger Schritt, um uns jenseits der Grenzen unseres Heimatlands eine Fangemeinde zu erarbeiten.“
Für ART hat sich der Schachzug auf jeden Fall gelohnt. Ihre Songs liefen seither in verschiedenen französischen und amerikanischen Fernsehserien, darunter so beliebte wie „Grey’s Anatomy“. Zudem schrieben Lucieer und Sänger Ralph Mulder die Musik für das Theaterstück „Innenschau“ von Jakop Ahlbom. Daheim gilt die Band trotzdem immer noch als Indie-Geheimtipp. Kein Wunder angesichts des dritten Albums „Unicorn Loves Deer“. „Ich schätze mal, dass unsere Songs nicht geradlinig genug sind, um im niederländischen Radio zu laufen“, meint Lucieer. Tatsächlich verlangen die Mythen transzendierenden, melodisch oft verschwurbelten Songs auf dieser Platte dem Hörer einiges ab. „Wir wollen eine Atmosphäre erzeugen, in der man sich eigene Storys ausdenken kann“, fügt Lucieer hinzu.
Abseits des Mainstreams fühlen sich ART in der Amsterdamer Musikszene bestens aufgehoben. „Der Zusammenhalt hier ist großartig. Man hilft sich untereinander, spielt in verschiedenen Projekten und organisiert gemeinsame Konzerte“, so Lucieer. Seit 2001 gehören Alamo Race Track zu dieser Szene, auch wenn im Lauf der Jahre Schlagzeuger und Bassist gewechselt haben. Ihr zehnjähriges Jubiläum hat die Band bisher noch nicht gefeiert. „Dafür ist jetzt keine Zeit“, mahnt Lucieer ironisch. „Erst müssen wir unser neues Album promoten.“ Max Gösche