Prince: Jack White schenkt „Camille“, der Kunstfigur ohne Gender-Grenzen, neues Leben
Jack White als Sammler und Popchronist. Das nie veröffentlichte Album erscheint in der Originalversion auf seinem Label
Das Label Third Man von Jack White versteht sich als Vinyl-Schatztruhe für handverlesene Musik – Blues, France Gall oder die Stooges. Ein eklektizistisches Programm, zu dem sich jetzt auch der Nachlass eines Superstars gesellt. Es geht um ein Fundstück namens „Camille“ von Prince.
Mit dem nie veröffentlichten Album richten White und sein Labelpartner Ben Blackwell den Fokus auf die US-Popgeschichte der mittleren Achtziger. „Die Prince-Leute haben sofort zugestimmt – es war fast schon ein wenig zu einfach“, so Blackwell gegenüber dem britischen Magazin „Mojo“. Damit erscheinen die acht Songs zum ersten Mal in der ursprünglich konzipierten Form, die eine wichtige Phase im Werk von Prince dokumentiert.
Um 1985 herum schuf Prince die Kunstfigur Camille. Ein geheimnisvolles Wesen, das ihn zu Songtexten und Gesangs-Experimenten inspirierte. Aus der ursprünglichen Hexengestalt entwickelte sich ein Gender-mäßig liquides Wesen, würde man heute sagen, dass mit hoher Falsett-Stimme schwül-erotische Geschichten erzählte. „If I Was Your Girlfriend“ etwa wird zu einem der Parade-Songs dieser Ära. Auch der Hit-Track „U Got The Look“, bei DJs als Floorfiller beliebt, zählt dazu.
Im Januar 1987 sollte der Camille-Zyklus schließlich als Album veröffentlicht werden. Beim Vertriebslabel Warner Music gab es sogar schon eine Katalognummer dafür. Doch es kam nie dazu. Im Zuge der Querelen um das ebenfalls unveröffentlichte Dreifach-Album „Crystal Ball“ erschien im Frühjahr 1987 schließlich das epochale Doppelalbum „Sign O The Times“. Auch mit Material von „Camille“, dessen Songs ansonsten auf diversen Prince-Platten landeten.
Der Track „Good Love“ etwa tauchte auf dem Soundtrack der Buchverfilmung „Bright Lights, Big City“ auf. „Rockhard in a Funky Place“ tauchte auf dem geheimnisvollen „Black Album“ von 1994 auf, und „Rebirth of the Flesh“ wurde erst 2020 im Rahmen einer neuen Sonderedition von „Sign O‘ the Times“ veröffentlicht.
Typisch Jack White gibt es zu dieser Akquise noch eine spektakuläre Bonus-Anekdote. „Um was Handfestes vorzulegen, bot White bei einer Auktion steile 49.375 Dollar, um eines 25 Original-Exemplare von „Camille“ zu erwerben, die damals im Vorfeld gepresst worden sind. Wie es in der Sammlerszene heißt, hatte ihn Produzent und Raritäten-Spezialist Questlove von The Roots bei einem ersten Bieterstreit im Jahr 2017 übertrumpft.
Ein genaues Veröffentlichungsdatum von „Camille“ bei Third Man Records steht noch nicht fest.