Pop mit Patina
Die britische Band The Bishops steht auf traditionelle Songs, altes Equipment und klassischen Look
Die Bishop-Brüder machen es einem nicht leicht. Sie sind Zwillinge und tragen bei Liveshows stets die gleichen schwarzen Anzüge. „Trotzdem ist es gar nicht so schwierig, uns zu unterscheiden“, behauptet Mike, „wir sind eigentlich zwei ziemlich unterschiedliche Typen: Ich bin der, der die Gitarre umhängen hat und auf der Bühne ein bisschen mehr aus sich rausgeht, während man meinen Bruder Pete am Bass erkennt – und daran, dass er sich lieber etwas zurückhält.“
Chris, der hinten am Schlagzeug sitzt, bevorzugt dagegen Ringelshirts, heißt mit Nachnamen nicht Bishop, sondern McConville und wurde von den Londoner Zwillingen dort aufgegabelt, wo britische Bandgeschichten oft ihren Anfang nehmen: „Pete und ich hingen damals ständig in diesem Pub um die Ecke herum“, erzählt Mike, „und dort haben wir ständig mit Chris, der hinter der Theke stand, über Musik gequatscht.“ Als sich herausstellte, dass der Barkeeper trommeln kann, wurde er zum Familienmitglied erklärt und die Bishops waren gegründet. Das ist jetzt fünf Jahre her.
Die ersten Gigs waren noch ziemlich lärmende Angelegenheiten – Mike schrie sich zur Akustikgitarre so sehr die Seele aus dem Hals, dass die Bishops auch als Punkfolkcombo durchgegangen wären. Doch beschloss man bald, es lieber mal mit richtigen Melodien und echten Songs zu versuchen. „Und irgendwie ist dabei so ein Sixties-Sound herausgekommen“, sagt Mike. Er mag zwar auch Country und Blues, Pete die Hollies, Chris AC/DC: „Doch was wir gemeinsam haben, ist, dass wir auf diesen Gitarren-Rock’n’Roll stehen, den man damals gespielt hat.“
Da passte es gut, dass das „Toe Rag“-Studio, in dem zuvor schon die White Stripes, Holly Golightly oder die Zutons ihren Alben eine Patina bescherten, gerade einige Termine frei hatte. Besitzer Liam Watson versucht dort eine Art historische Aufführungspraxis im Pop zu etablieren: Die Instrumente sind alle über 30 Jahre alt, und aufgenommen wird natürlich nur analog. „Das Studio ist fantastisch, und der Sound, der durch dieses Uralt-Equipment entsteht, ist wirklich einzigartig“, schwärmt Mike, der genau weiß, dass das Debüt der Bishops vor allem aufgrund der Produktion ziemlich anders klingt als die Debütalben der meisten neuen britischen Bands. „Wir haben verdammt viel von Liam gelernt“, sagt Mike, „und viele Songs haben sich in eine unerwartete Richtung entwickelt.“
Doch nicht nur die Songs sind kaum wiederzuerkennen: „Bevor wir uns entschieden, bei unseren Shows Anzüge zu tragen, haben wir alles Mögliche ausprobiert“, sagt Mike. Es passe aber gut zum Image der Band, ein bisschen wie die Beatles oder The Jam auszusehen, sagt er: „Außerdem finde ich, dass ich in diesen Old-School-Blazern verdammt gut aussehe.“ Sein Bruder Pete übrigens auch.