Pop-Kultur Berlin: Ab heute schlägt das Convention-Festival in der Kulturbrauerei auf
Panels, Diskurse und DJ-Culture. Im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg wird wieder eine neue Form von Underground ausgerufen
Nach den Turbulenzen der letzten beiden Pandemie-Jahre startet das Convention-Festival Pop-Kultur auf dem Gelände der Kulturbrauerei in Prenzlauer Berg nun mit voller Kapelle in seine achte Ausgabe. Neben zahlreichen Live-Shows gibt es Panel-Runden mit anschließenden Debatten, Impuls-Vorträgen und spezielle DJ-Sets. Steitbar und Diskurs im besten Sinne.
Die dreitägige Pop-Kultur-Sause, die von der Berliner Senat offiziell unterstützt wird, startet mit einer Eröffnungs-Zeremonie. Am heutigen Abend regieren dann Sound & Visions.
Seit Anbeginn verzichtet die Pop-Kultur auf Headliner mit hohen Garantiegagen und widmet sich stattdessen NewcomerInnen und bislang marginalisierten Acts und Genres. Ein musikalischer Schwerpunkt im 2022er-Programm liegt bei vielfältigen Auftritten aus der queeren Szene.
Die deutsch-kurdische Rapperin Ebow tritt bereits heute kurz vor Mitternacht an (24.8., 23:40), tanzbare Beats und klaren Ansagen zu Sexismus und Rassismus. Auf ihrem aktuellen Album „Canê“ (Kurdisch für „Liebling“ oder „Seele“) ging sie offen mit ihrer lesbischen Neigung um.
Ganz neu im Programm ist Kollegin Aisha Vibes. Die Heidelberger Rapperin Mit Exil-Wohnsitz Berlin setzt auf der neuen EP „Elevate“ auf innovative Afrobeat-Sounds. Ihrer „I don’t give a fuck, I just live my best life“-Haltung war es, der sie dazu brachte, den offiziellen deutschen Remix zur Alarm-Hymne „Finesse“ von Pheelz übernehmen zu dürfen.
Auch auf den letzten Drücker ins Line-Up gerutscht ist Noraa Tchari. Als DJ, Sängerin und Songwriterin und DJ ist sie auf der Baustelle R’n’B und Neo-Soul unterwegs. Pop ist für sie keineswegs ein Schimpfwort. Emotionale Midtempo-Sounds sind ihr Faible, zu hören auf ihrem Debut „Mixed Feeling“ (24.8.2022, 22:40, Palais)
Auch queere trans-Beiträge gibt es in vielfältiger Art. Etwa der französische Electro-Exzentriker Franky Gogo (26.8., 21:00, Alte Kantine). Das Video zu seinem Track „Fast and too Much“ ermöglicht vorab einen Einblick in seinen Kosmos. Aus den USA ist die gefeierte Produzentin Lotic dabei (25.8., 23:20, Maschinenhaus). Björk begeisterte sich einst für ihre furiosen DJ-Shows. Aktuelles Statement: ihre neue EP „Sparkling Water“.
In der der speziellen Serie „Commissioned Works“ sind ebenfalls queere Aspekt zu finden. Der bisexuelle Musiker Drangsal lädt zur Lesung, aus seinem aktuellen Buch „Doch“. (24.08., 22:40, Kino in der Kulturbrauerei, Saal 5). Er mixt dort Poetisches mit Aphorismen und Kurzgeschichten.