POP AUS DER BÖSEN ECKE
Sie heißen Stahlmann, Leichenwetter oder Eisbrecher. Finstere Bands des Subgenres Neue Deutsche Härte, die ihren kellertiefen Rumpelgesang mit donnernden Gitarren, Gothic-Pathos oder hämmernden Elektro-Beats ausstatten. Eine musikalische Nische, die seit gut 20 Jahren mit Gruseloptik und gefährlichen Texten vor sich hin bollert. An Bushaltestellen in der Provinz heißt es auf Plakaten „Neue Deutsche Härte trifft Mittelalter & Gothic“. Reklame für die erweiterte Szene-Kombination in dem örtlichen Rockclub.
Mit Rammstein hat diese Schattenwelt längst internationale Superstars hervorgebracht und auch das Metal-Walhalla in Wacken gemeindete die brachialdeutschen Poltergeister ein. So erklärt sich vielleicht der von den Berlinern Ost+Front selbst als „Wahnsinns-Erfolg“ empfundene Einstieg ihres Albums „Olympia“ in die Top 25. Die Sequencer zucken, Maskenmänner fletschen die Zähne und der Chorus im Refrain fordert: „Bitte schlag mich (so fest wie du kannst)“.
Ein nächster Schritt vom gezielten Tabubruch zum Mainstream. Schon lustig, wie heftig die illustre Zombie-Truppe mit „Feuer und Eisen“ oder „Goldmarie“ im rammsteinigen Fahrwasser fischt. Auch zu ihrem Schock-Konzept gehören kleine Skandale um abgesagte Konzerte und allerlei Vorwürfe, eine latent rechte Klientel zu bedienen. Was sie natürlich mehrfach, na ja, ausgeräumt haben… Und so rumpelt es hinter dem souveränen Platz eins von Peter Maffay gleich mehrfach ziemlich heftig. Mit den Metallern von Caliban und Primal Fear, den Landsknechten von Schandmaul und der Progrock-Supergroup Transatlantic schießen Bands nach vorne, die von Radiopop weit entfernt sind. Der Klasse von 2014?