Pop am Laufsteg – Jay-Jay Johanson möchte nicht mehr der Sinatra Schwedens sein
In Deutschland sind es die großen Open Airs, in Italien ist es die Festival-Bühne von San Remo und in Frankreich der Laufsteg in Paris. Wessen Musik hier gespielt wird, der hat es geschafft. Jay-Jay Johanson ist in Frankreich ein Star. Zu seinem Album „Whiskey“ schwangen 1996 die Campbells und Schiffers ihre Hüften.
Wie sich indes die Startrampe zum Erfolg im eigenen Lande unter den Füßen anfühlt, vermag der Schwede leider nicht zu sagen. „Zu Hause habe ich ein völlig anderes Image als in allen 25 Ländern sonst, in denen meine Alben verkauft werden“, sagt Johanson. „Da interessieren sich DJs und Fans abstrakter Dance Music für meine Songs, und ich finde das toll.“ Auch wenn er dort für die Nische arbeitet und weniger Platten unters Volk bringt. Doch selbst die Sanftmut jenes Mannes, der so herz-zerreißend ätherische Verse in sachten Bossa Nova und Jazz hüllt, kennt ihre Grenzen. Weil die Landsleute von Kent ihm vorwerfen, auch mit seinem dritten Album „Poison“ noch immer der schwedische Sinatra werden zu wollen, unterstellt er den Kollegen „wohl bestenfalls meine erste Platte zu kennen. Oder sie haben bei den Journalisten abgeguckt, die sowas bis heute behaupten“. Allerdings bloß in Schweden. „Mir haben aber schon mindestens drei Leute gesagt“, schürt Johanson plötzlich Rachsucht, die wir dem so schutzlos wirkenden Troubadour gar nicht zugetraut hätten, „dass Kents neues Album so klingen könnte wie meines – wenn sie sich nur weiterentwickelt hätten.“ Gallagher versus Williams, made in Sweden. Dem Land, das Johanson dummerweise auch noch so sehr liebt. „Diese Liebe ist sogar stärker geworden, seitdem man mich in meiner Wahlheimat Frankreich überall auf der Straße erkennt. Und seitdem ich nicht mehr so viel alleine arbeiten muss.“
Weil die Phase der Experimente endgültig vorbei sei, fröne er nun „der steten Kommunikation mit meinen Musikern. Weshalb ,Poison‘ auch viel robuster und greifbarer klingt als seine Vorgänger.“ Pop nennt Jay-Jay seine Musik inzwischen. „Früher hat mir Jazz noch manchmal besser gefallen. Aber der ist in den Standards der Fifties steckengeblieben, das interessiert mich nicht mehr.“ No more Sinatra.