Poetischer Nieselregen

Sensible Norwegerin: Karin Bremnes versinkt in fragilen Balladen

So mancher sucht Klischees zu leugnen, selbst wenn die ausnahmsweise mal aus der Wahrheit geboren sind. Kari Bremnes aber gehört zum grundehrlichen Teil ihrer Landsleute. „Ich bin nun mal keine Brasilianerin, und meine Mentalität trage ich durchs Leben und also auch in meine Musik.“ Und die klingt oft so melancholisch wie tagelanger Nieselregen, manchmal hingegen auch stürmisch wie ein Unwetter an der Felsenküste.

Kari Bremnes kommt von den Lofoten, „wo die Leute sich stets und ständig Stirn an Stirn mit den Naturgewalten wissen“. Und das darf man gern auch hören. Die Norweger tun dies oft und gern schon seit mehr als zehn Jahren. Ob ihre fragilen Balladen zwischen Jazz und Folk nun zum gefundenen Fressen für den weit weniger unwirtlichen Süden werden, „kann ich nicht sagen. Aber ich weiß, dass mein Wunsch, mich ein bisschen über die bequeme Nische hinaus zu verbreiten, inzwischen sehr groß ist.“

Dafür hat Kari sogar monatelange Magenschmerzen auf sich genommen. „Ich brauchte 15 Jahre, bis mir meine norwegischen Texte zu gefallen begannen. Jetzt weiß ich nicht, ob ihnen nach der Übersetzung ins Englische überhaupt noch etwas Poesie geblieben ist.“ Unnötige Sorgen! Kari Bremnes lächelt, „ich hatte mir den Süden vielleicht doch zu schlimm und fremd vorgestellt.“ Wir lächeln auch. Vor dem Hotel in Hamburg spiegeln sich graue Wolken in den Pfützen.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates