Rolling Stone Playlist: 10 Songs mit verstimmten Gitarren
Ein Lob Der Katzenmusik: 10 Klassiker mit verstimmten Gitarren: Wie aus „falschen“ Noten große Mythen werden - Von Robert Rotifer
01 THE ROLLING STONES: „Lady Jane“, 1966
Irgendwo zwischen den hauptschuldigen Bass-Saiten von Keith Richards’ Akustischer, Brian Jones’ naivem Dilettieren am Hackbrett und Jack Nitzsches Spinett ruht der Schlüssel zur Magie dieser Aufnahme. („The Singer Not The Song“ ist das Paradebeispiel für verstimmte Stones, geht aber sogar für ihre Verhältnisse zu weit.)
02 BOB DYLAN: „Queen Jane Approximately“, 1965
Dylans dem Songtitel entsprechend bloß annähernd gestimmte Stratocaster versprüht mindestens so viel antiautoritäre Attitüde wie die Dope-Pfeife auf dem dazugehörigen Albumcover. Da traute sich im Studio hinter der Glaswand wohl keiner was zu sagen.
03 VAN MORRISON: „Madame George“, 1968
Im Intro hört man, wie bedenklich weit Vans sechssaitige Martin aus dem Lot fällt. Doch kaum setzt die Band ein, wird die Verstimmung – so wie auf weiten Strecken von „Astral Weeks“ – zum essenziellen Element des hypnotischen Ganzen. Wie ein Tropfen Maggi in der Suppe.
04 THE VELVET UNDERGROUND: „Femme Fatale“, 1967
Weder die süßlichen Harmonien noch der Text oder Nicos Gesang – nein, erst das abseitige Eiern von Lou Reed und Sterling Morrisons Gitarren machen diese „Femme“ auf unwiderstehlich morbide Art „fatale“.
05 SONIC YOUTH: „Brave Men Run (In My Family)“, 1985
Sonic Youth erhoben den manierierten Missklang zum Stilmerkmal. Zwar sollte man Dissonanzen und radikale Open-Tunings nicht mit Verstimmtheit verwechseln, aber in Songs wie diesem zielen alle Instrumente knapp daneben – dem desorientierenden Effekt zuliebe.
06 BLUR: „You’re So Great“, 1997
Blur-Gitarrist Graham Coxon verweigerte bei den Sessions zum fünften Album seiner Band vorsätzlich das Stimmgerät. In diesem Solo-Stück erschuf er so seine Post-Britpop-Persona des verlorenen kleinen Jungen auf Syd Barretts Spuren.
07 THE BEATLES: „While My Guitar Gently Weeps“, 1968
Eine vorsintflutliche Form von Automatic Double-Tracking mittels zweier leicht unsynchroner Bandmaschinen sorgt hier für einen schlingernden Effekt. Zumindest geht so die höfliche Erklärung für das waidwunde Flennen von Eric Claptons Leadgitarre. (Nur die Hammond wabert noch ärger.)
08 DAVID BOWIE: „Ziggy Stardust“, 1972
Die heroisch windschiefen Töne von Mick Ronsons unbeirrt „flat“ blökender Les Paul sind maßgeblich schuld daran, dass wir Ziggy nicht als egomanisches Monster, sondern als tragischen Helden hören.
09 THE JAM: „Start!“, 1980
Was eine blasse Kopie von „Taxman“ hätte werden können, wird dank des spitzen Miauens von Paul Wellers brutal bund-unreiner Rickenbacker zum womöglich sprödesten Nummer-eins-Hit der britischen Charts-Geschichte.
10 THE CLASH: „Jimmy Jazz“, 1979
Die akustische Gitarre kifft stimmungstechnisch gesehen in einem ganz anderen Stadtviertel als die elektrische und erst recht das Klavier. „And then it sucks!“, ruft Joe Strummer beglückt. „I said it sucks right!“
Text und Inhalt der Playlists wurden aus der aktuellen April-Ausgabe des Rolling Stone entnommen.