PLAY IT AGAIN, SAM

Quentin Tarantino ist Gott, er ist an allem Schuld, er hat den Neger erfunden, den Film und die Musik nun auch noch. Jedenfalls würde sich nicht plötzlich jeder für Soundtracks interessieren, denn die waren einst uncool, Klänge für Ikonoldasten und andere Menschen mit suspekten Neigungen. Die „Reservoir Dogs“-CD mit cooler 70er-Mucke war noch Geheimtip, die „Pulp Fiction“-CD mußte man haben, und „Jackie Brown“. Klar!

War das schon alles? Natürlich nicht Soundtracks sind toll oder waren ’s zumindest, als es nämlich noch nicht Usus war, chartverdächtige Standard-Compilations für chartverdächtige Standard-Filme zusammenzuklatschen.

Eindrucksvoll demonstriert wird das mit der gerade veröffentlichten Reihe „Original MGM Motion Picture Soundtrack“, die zu Recht eine JDeluxe Edition“ ist: Exzellente Linernotes, Fotos, Ausschnitte der Filmdialoge und ein CD-ROM-Teil gehören zur Standard-Ausrüstung. All das aber wäre nur Schnickschnack, wäre die Musik, zumeist aus den 60er und 70er Jahren, nicht hörenswert. Highlights sind zwei Soundtracks von Quincy Jones auf einer CD: „In The Heat Of The Night“ und „They Call Me Mister Tibbs“. Noch besser, doch mit 30 Minuten arg kurz geraten, sind Bobby Womacks Funkkracher auf „Across 110th Street“. (Den Titelsong, heute Opener von Jackie Brown „, gibt’s hier in zwei Versionen.) Weitere kleine und große Perlen: der exzellente Burt-Bacharach-Score „After The Fox“, „Here We Go Round The Mulberry Bush“ von der Spencer Davis Group und Traffic, „Rancho Deluxe“ von Jimmy Buffett sowie „Paris Blues“ von Duke Ellington und Louis Armstrong. Interessant auch John Barrys Musik zum Swingin‘-Sixties-Klassiker „The Knack And How To Get It“, der klingt, als hätte sich die halbe Easy-Listening-Szene daraus bedient Damals war man eben auf der Höhe der Zeit Heute gibt’s nur Tarantino und seine Soundtracks über Soundtracks. Und das nennt man dann „Postmoderne“.

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