Pete Yorn läuft im Pop-Radio, legt vor Gigs aber „Marquee Moon“ auf
Man sollte meinen, soviel Romantik könne sich ein junger Künstler in Zeiten wie diesen gar nicht mehr erlauben. Doch für Pete Yorn, sagt Pete Yorn beim Showcase in Hamburg, sei für einen Vertrag eigentlich nur jenes Traditions-Label in Frage gekommen, das einst schon Bob Dylan, Bruce Springsteen und Jeff Buckley unter Vertrag nahm. Der größte Einfluss? „Vermutlich Springsteen. Es war merkwürdig mit ihm: Als ich aufwuchs in New Jersey, stand ich noch überhaupt nicht auf ihn, war wohl zu nah dran. Erst später auf dem College begann ich, Bruce zu schätzen.“
Pete Yorn fand den Vertrag beim Wunschlabel in Los Angeles, denn „wenn du in Jersey aufwächst, romantisierst du eben Kalifornien“ (so wie Bruce in „Rosalita“…). Und doch ist selbst L.A. für Yorn nur a home away front home. Zwei ältere Brüder lebten schon dort, als er nach dem College kam, inzwischen sind sogar Eltern und Großeltern nachgezogen, und „gleich um die Ecke leben drei Typen, mit denen ich schon damals auf die Grundschule gegangen bin. Klar, es gibt dies kalifornische Fake-Element, aber damit muss ich mich nicht rumschlagen.“
Nach dem Überraschungserfolg des Debüts „Musiclorthemorningafter“, als „plötzlich ‚Life On A Chain‘ zwischen Songs von Limp Bizkit und Korn lief“, konnte auch der Nachfolger „Day I Forgot“ in den USA mit einer Top 20-Platzierung aufwarten. So treibt Yorn inzwischen eher die Sorge um die Zeitlosigkeit seiner Bemühungen um: Fast demonstrativ lässt er vor seinen Shows „Marquee Moon“ von Television laufen, im Duo-Showcase mit einem Pianisten covert er Elvis‘ „Suspicious Minds“. Wie gut, dass er eigentlich Schlagzeuger ist und so auf einen Kniff zurückgreifen kann, der ihm dabei auch als Songschreiber weiterhilft. Pete Yorn: „Oft schreibe ich Songs, indem ich Drums spiele und aufnehme. Und im Kopfhörer lasse ich dazu ,Marquee Moon’oder alte Motown-Songs laufen. Wenn ich dazu meine Drums spiele, geht es mir nicht darum, etwas zu klauen, sondern darauf aufbauend etwas Neues daraus zu machen etwas Neues, das automatisch klassisches Tempo und klassisches Feeling hat.“ Und womöglich auch einen Tick Romantik.