Penis und Pobacken: Bericht von der Till-Lindemann-Vernissage ‚In stillen Nächten‘
Blut? Weiße Linien? Etwas überraschungsarm ging es zu bei der Ausstellung von Rammstein-Sänger Till Lindemann. Metal Hammer berichtete.
Rammstein-Sänger Till Lindemann eröffnete am Samstag, 8. Februar, die Vernissage zu seiner Ausstellung „In stillen Nächten“ in der Berliner FreshEggsGallery.
Dort gab es einiges zu sehen: Das Relief „Feuer frei!“ zeigt ein mit Leinwand bespanntes Holz, darauf ein Gummi-Hintern. Und darunter: eine Gewehr, das in der Öffnung steckt und schießt.Lindemanns ebenfalls ausgestelltes, im Jahr 2003 geschaffenes Werk „Hans im Glück“ zeigt einen kleinen, unter einer Kuppel schwebenden Jesus, der einen Penis in den Händen hält, unter sich eine weiße Linie, die an Kokain-Lines erinnert.
Die Kollegen vom Metal-Hammer waren vor Ort. Lesen Sie hier Auszüge ihres Berichts:
Schwarz gekleidet und mit einer Wollmütze auf dem Kopf stapft Till Lindemann durch den leichten Regen, die ersten Fans laufen ihm entgegen. In der Galerie entsteht ein Tumult, alle drängen ins Innere, Lindemann nimmt den Hintereingang. Drinnen erscheint er kurz, lächelt und winkt schüchtern in die Menge, meidet jedoch jeden Blickkontakt. Dann verschwindet er im Hinterzimmer. Die Meute blickt sich ungläubig an – das soll es schon gewesen sein?
Keine Autogramme, keine Gespräche? Eine junge Dame im Rollstuhl darf ganz nach vorne, um möglichst nah am Geschehen zu sein, doch Lindemann taucht nur noch ein einziges Mal auf, tritt vor das Publikum, fragt seinen Mitaussteller Matthies im Scherz, ob er eine Rede halten müsse, zuckt bei Forderungen aus dem Publikum sofort zurück und verschwindet nach wenigen Sekunden für nervöse Handyfotos mit einem letzten Winken wortlos aus dem Blickfeld der Fans. Unverständnis allerorten.
Wer mit dem pyroartig tobenden, martialische Sprüche reißenden Sänger rechnete oder einfach nur Autogramme wollte, wird an diesem Abend bitter enttäuscht. Doch bei IN STILLEN NÄCHTEN geht es nicht um Rammstein. Es geht um den Menschen Till Lindemann, um die öffentlichkeitsscheue Privatperson, den sensiblen Dichter, den einfühlsamen Künstler, der mit seinem Gedichtband und der Ausstellung einen Blick in sein Innerstes, vielleicht sogar in seine Seele ermöglicht.