Pearl Jam in Berlin: Hat Ticketmaster sich verzockt?
Sind Die-Hard-Fans bereit, 300 Euro für Pearl Jam zu zahlen?
Am 02. und 03. Juli 2024 gastieren Pearl Jam in Berlin – es sind die einzigen Deutschlandkonzerte von Eddie Vedder, Jeff Ament, Mike McCready, Stone Gossard und Matt Cameron hierzulande. Entsprechend groß ist die Aufregung um die Band aus Seattle, die ihr neues Album „Dark Matter“ in der Waldbühne vorstellen wird. Schon kurz nach Vorverkaufsstart am Freitag (23. Februar, 10 Uhr) ging bei den offiziellen Vorverkaufsstellen Eventim und Ticketmaster erstmal nichts mehr (nur bei Viagogo ging viel, aber die sollte man aus hoffentlich bekannten Gründen meiden). Man landete in Warteschlangen oder bekam „es ist etwas schief gelaufen“-Statusmeldungen.
Umso überraschender dann ein Blick am Samstag auf die Ticket-Situation bei Ticketmaster. Für beide Auftritte sind noch Karten erhältlich – die Gigs sind (noch) nicht ausverkauft. Und wo gibt es noch Plätze? Im womöglich begehrtesten Bereich der beliebten Waldarena, nämlich im Unterrang.
Für Pearl Jam, die noch in den 1990er-Jahren gegen das Preissystem und Selbstverständnis von Ticketmaster offen rebellierten und in den USA versuchten, alternative Spielstätten zu nutzen, eine ungewohnte Situation. In den unteren Blöcken A bis E (insgesamt zehn Blöcke) gibt es noch Tickets – dabei garantieren sie, abgesehen vom Innenraum, doch die beste Sicht auf das Bühnengeschehen. Also, ausgerechnet dort: gute Auswahl.
Was ist da los? Normalerweise sind Pearl-Jam-Konzerte in Deutschland schnell ausverkauft. Dass das Interesse an den „Alive“-Helden nachgelassen hat, ist schwer vorstellbar. Allerdings sind die Ticket-Preise für diese vorderen Plätze in der Waldbühne gepfeffert. Bis zu 300 Euro pro Karte. Das ist das Preisniveau von Adele oder Phil Collins, nicht das von ehemaligen Indierock- und Grunge-Helden. Dass der Noch-nicht-Ausverkauf mit der Tatsache zusammenhängen könnte, dass die Band in Berlin zweimal statt nur einmal auftritt, wäre auch nicht recht nachvollzuziehen. Bei ihrem letzten hiesigen Double Header 2012 in der damaligen O2-Arena (die ein etwas geringeres Fassungsvermögen hat als die Waldbühne) waren die Tix auch bald weg.
Pearl-Jam-Fans sind, ob im Fanclub „Ten Club“ eingetragen oder nicht, eine eingeschworene Gemeinde. Sie halten Fairness-Ideale hoch. 300 Euro dagegen ist eine Ansage. Wenn Ticketmaster dann auch noch schwungvoll das „dynamische Preisssystem“ anwendet, ärgert das so manchen PJ-Anhänger, wie sich auch in den Facebook-Kommentaren zu unseren Artikeln zum Thema herauslesen lässt.
„Dynamisches Preissystem“ klingt flott und geil, meint aber tatsächlich, dass Karten, die anfangs 174, 50 Euro (der Grundpreis) gekostet haben, nun Richtung 300 gehen – eben weil die Nachfrage so groß ist. Dass das nicht cool gefunden wird, sondern wie Ausbeutung anmutet, liegt auf der Hand. Man muss nicht lange nachforschen, um zu erfahren, dass diese dann „Platinum“ getauften Tickets auch nicht mal ein wertiges Gratisgeschenk aus Platin-Metall beinhalten (was eh keiner bräuchte, was der Name aber suggeriert), sondern einfach nur bedeuten, dass man ein Edelfan sei, weil man ja so viel Geld in seine Lieblingsband investiert.