Pausbacken & Probleme
Für RON SEXSMITH beginnen die Wechseliahre
Bereits 37 Jahre alt ist der pausbäckige Mann aus Toronto inzwischen, und sieht doch immer noch aus wie ein Endzwanziger. Wer Ronald Eldon Sexsmith gegenübersitzt, merkt nicht auf Anhieb, dass der immer noch als Wunderknabe geltende Vater von zwei Kindern zuletzt einiges durchmachen musste: Nach 15 Jahren ging die Beziehung zu seiner Dauerfreundin in die Brüche – und auch sein langjähriges Label wollte von ihm plötzlich nichts mehr wissen. Zumindest an der privaten Trennung war Sexsmith nicht unbeteiligt: „Wenn man lange unterwegs ist, fühlt man sich oft einsam, und so kam’s in letzter Zeit auch schon mal zu ’ner Affäre. Am Ende redeten wir kaum noch miteinander.“
Dem songschreiberischen Talent Sexsmiths, dessen Stimme mal an Tim Hardin, mal an Nick Drake erinnert, konnte die Lebenskrise allerdings nichts anhaben: „Blue Boy“, das vierte und erstmals nicht von Mitchell Froom, sondern von Ray Kennedy und Steve Earle produzierte Album, ist famos wie eh und je und zeigt den Kanadier auch mal von einer anderen Seite. Denn während Froom „mit Blues nichts am Hut hatte“, sorgte vor allem Steve Earle für ein blues- und rockorientierteres Gesamtbild. Womit selbst Sexsmith zu Beginn der Aufnahmen in Nashville so seine Probleme hatte: „Ich würde mich selbst eher als Pop-Songwriter bezeichnen. In Kanada hab ich einmal einen Award für die beste Roots-Musik gewonnen und fühlte mich schuldig, weil ich nicht mal eine einzige Roots-Platte besitze! Immer dann, wenn ich eine neue Platte aufnehme, denke ich: Das wird sicher genau die sein, die jeder hassen wird.“ Der Mann hat Sorgen.