Patrick Wolf – München, Zerwirk
In der Reduktion liegt die Kraft: Patrick Wolf spielt seine herrlichen Stücke ohne elektronische Krücken
Von der britischen Ausgabe des ,,GQ“-Magazin wurde Patrick Wolf zu einem der 30 bestangezogendsten Männer des Jahres gewählt. An diesem lauen Sommerabend in München erscheint er im dicken Mantel mit aufgestelltem Kragen auf der Bühne des 700 Jahre alten Zerwirk-Gewölbes, das wie kein zweiter Ort zu den dunklen, fast mittelalterlich anmutenden Songs seines ersten Albums „Lycanthropy“ aus dem vergangenen Jahr zu passen scheint.
Doch erwartungsgemäß stammen die ersten Songs an diesem Abend vom zweiten, idyllischen Wolf-Werk „Wind In The Wires“.Zunächst dargeboten zur Ukulele. „I see a small house/ Built on the sea/ I could live there alone/ With a horse and a ukulele.“ Herrliche Bilder von der britischen seaside.
Nach den ersten Songs legt Wolf seinen Mantel ab, ein Jäckchen mit pelzigem Kragen kommt zum Vorschein, er wechselt zum Keyboard, ein Schlagzeuger betritt die Bühne. Keine Spur von elektronischen Beats oder der für diese Songs so charakteristischen Geige. Erst nachdem Wolf auch das Jäckchen abgelegt hat, holt er die Violine hervor, zupft sie zum „Pigeon Song“ allerdings nur. So wie er sich selbst auf der Bühne entkleidet, scheint er auch die Songs von unnötigem Ballast befreit zu haben, und so wirken sie wesentlich reduzierter – und auch konventioneller als noch bei seinen Soloshows im letzten Jahr. Das clevere, an Virginia Wolf angelehnte Popstück „To The Lighthouse“ und das furiose, von einer Zeitungsmeldung über Ex-Libertine Pete Doherty inspirierte „The Libertine“ werden an der Ukulele zu einfachen Folksongs.
Neben den Hits spielt Wolf auch einige unbekanntere Stücke, wie die tolle „Wind In The Wires“-Single-B-Seite „Souvenirs“ und sogar einige Songs vom nächsten, dritten Album, das vermutlich erst 2006 erscheinen wird und von dem Wolf in Interviews bereits preisgab, es werde ein opulentes Popalbum mit Bläsern, Kinderchören und allerlei Brimborium. Schwer vorstellbar nach dieser kargen, stimmungsvollen Darbietung. „Mein erstes Album war eine Taube, mein zweites eine Möwe und das nächste wird eine Elster“, erklärt Patrick Wolf an einer Stelle. Vielleicht hat er die tollen Klamotten an diesem Abend auch einfach irgendwo… ausgeliehen.