Patrick Leonard – Zen im Gästehaus
Der Songwriter und Produzent Patrick Leonard gehörte auf "Old Ideas" zu Cohens wichtigsten Kollaborateuren.
Gleich vier neue Cohen-Songs gehen zur Hälfte auf das Konto von Patrick Leonard („Going Home“, „Show Me The Place“, „Anyhow“, „Come Healing“). Der 55-Jährige, der heute eine halbe Autostunde südöstlich von Los Angeles auf einer Pferderanch lebt, wurde in den Achtzigern und Neunzigern vor allem durch seine Arbeit mit Madonna bekannt. Hits wie „La Isla Bonita“, „Cherish“, „Like A Prayer“ und „Frozen“ stammen zu großen Teilen von ihm.
Wie kam es zur Zusammenarbeit mit Leonard Cohen?
Ich habe ihn durch seinen Sohn Adam kennengelernt, mit dem ich gut befreundet bin. Leonard mochte die Arrangements, die ich für Adams letztes Album geschrieben habe, und fragte mich, ob ich nicht ein paar Streicherparts für ihn schreiben wolle. So hat alles angefangen. Wir haben sehr bald angefangen, zusammen Songs zu schreiben.
Das heißt, er gab Ihnen Texte zum Vertonen?
Genau. Das ging sehr schnell – wenn man einen Text von so einer Qualität hat, schreibt sich die Musik von selbst.
Zu „Going Home“ mussten Sie ihn aber erst überreden …
Stimmt. Er zeigte mir den Text, und ich sagte: „Das könnte toll werden.“ Er hat mich nur angeguckt, mit dem Kopf geschüttelt. Er dachte, ich wäre verrückt.
Er hielt den Text für arg selbstgefällig – „I love to speak with Leonard/ He’s a sportsman and a shepherd/ He’s a lazy bastard/ Living in a suit.“
(lacht) Ja, aber ich finde, es funktioniert. Seine typische Selbstironie. Das ist halt Leonard.
Sind Sie mit Cohens Werk vertraut?
Vor Jahren habe ich mit Roger Waters an einem Album mit dem Titel „Amused To Death“ gearbeitet. Er war ein großer Cohen-Fan und hat mich immer wieder darauf hingewiesen, was das für eine tolle Sprache ist, wie gut diese Strophen gearbeitet sind. Bis dahin kannte ich natürlich die Hits. „Hallelujah“ war für mich als Pianist das perfekteste Stück, das es gibt.
Kannte Cohen denn Ihre Arbeit? Wusste er, dass Sie „Like A Prayer“ geschrieben haben?
Er hat sicher ein bisschen recherchiert. Seltsamerweise unterscheiden sich „Like A Prayer“ und „Show Me The Place“ gar nicht so sehr voneinander, wenn man sie auf dem Klavier spielt.
Und wie war die gemeinsame Arbeit im Studio? Gemeinsames Meditieren? Arbeitsbeginn morgens um vier Uhr?
Nein, nein. Es war alles sehr locker. Wir sind nicht mal ins Studio gegangen, wir haben alles in seinem Gäste-haus aufgenommen. Nur er und ich und ein Keyboard. Das war’s.
Juckt es einen da nicht als Produzent, ein bisschen größer aufzufahren?
Natürlich. (lacht) Wir haben auch einige tolle Musiker ausprobiert, aber das haben die Stücke nicht gebraucht. Es ging einfach um die Poesie und die Sprache und um Leonard als Person. Er sagte immer: „Das Problem mit Musikern ist: Sie wollen spielen.“ Aber wir brauchten niemanden, der spielt. Nur das Nötigste – ein minimalistischer Zen-Ansatz. Mir würde nichts fehlen, wenn ich nie wieder sagen müsste: „Lasst uns die akustische Gitarre noch einmal doppeln.“ Es ist angenehm, einfach den Song zu spielen und es dabei zu belassen.