Paolo Nutini live in Köln: psychedelisch und charismatisch
Und dann macht er auch noch ein Selfie mit sich und dem Publikum: Paolo Nutini verzückt wieder einmal seine Fans.
Ein paar Kilometer Luftlinie vom Kölner E-Werk entfernt fand gestern Abend das Finale der angeblich schönsten Mädels Deutschlands statt, „Germany’s Next Topmodel“ in der 18.000 Menschen fassenden Lanxess Arena. Dabei geht es um die Vermarktbarkeit von Schönheit. Ein Thema, das auch in den Songtexten von Paolo Nutini immer wieder durchschimmert. Schön anzusehen ist der charismatische Schotte mit italienischen Wurzeln definitiv. Doch er hat deutlich mehr zu bieten als nur Fassade.
Das bewies er eindringlich im ausverkauften E-Werk. Mit seiner facettenreichen Stimme zieht er von Anbeginn ein bunt gemischtes Publikum – vom Indie-Studenten bis zur flott zurecht gemachten Sachbearbeiterin – in seinen Bann. Seine Begleitband The Vipes wirkt ebenso solide ausgebildet wie er selbst. Spielfreude und Perfektion wohnen hier Tür an Tür, und schon mit dem Opener „Scream“ beginnen viele Fans zu tanzen. Der fein abgeschmeckte Mix aus Funk, Soul, Jazz und Blues zündet sofort. Die Songs des neuen Albums „Caustic Love“ dominieren das Programm.
Lediglich „Pencil Full Of Lead“ vom Vorgänger-Album „Sunny Side Up“ verliert durch das neue dramatische Arrangement seinen ursprünglichen Charme. Doch Nutinis Stimme hält auch diesen Ausreißer im Fahrwasser. Bei „Diana“ schraubt sich diese in schwindelnde Höhen, während sie bei „Better Man“ die Tiefen auslotet. Spätestens beim psychedelischen “Cherry Blosom“ gibt es dann kein Halten mehr.
Sein Set endet mit dem furiosen “Iron Sky” über das Adele twitterte: „Fuck! This is one of the best things I’ve ever heard in my life.“ Mit einer von Paolo solo und unplugged dargebotenen Version des Ben-E.King-Klassikers „Spanish Harlem“ steigt er in die Zugabe ein, die aus einer Art Greatest-Hits-Medley besteht: „Jenny, don’t be hasty“ kommt ungewohnt rockig daher, während „Candy“ seinen typischen Nutini-Flair behalten darf.
Ein gut gelaunter und sichtlich gerührter Frontmann beschließt sein Kölner Konzert mit einer puristischen Version von „Last Request“, nicht ohne noch ein Selfie von sich und dem begeisterten Publikum zu machen.