Oscars 2014: Der große Gewinner der Academy Awards heißt „Gravity“
Lesen Sie hier den Live-Bericht zur Oscar-Verleihung 2014.
Wir fassen zusammen: Die Oscar-Nacht war mal wieder lang, aber dank der so charmanten wie witzigen Gastgeberin Ellen DeGeneres doch kurzweilig. Bitte wieder buchen! Der große Gewinner des Abends heißt „Gravity“ mit sieben Academy Awards. Von den vier wichtigsten bekam das SciFi-Spektakel allerdings nur den für die Regie (Alfonso Cuarón). Als beste Hauptdarsteller wurden Cate Blanchett („Blue Jasmine“) und erwartungsgemäß Matthew McConaughey („Dallas Buyers Club“) ausgezeichnet, Jared Leto („Dallas Buyers Club“) und Lapita Nyong’o („12 Years A Slave“) als beste Nebendarsteller.
Der sensationelle Verlierer: „American Hustle“ war zehnmal nominiert und bekam keinen einzigen Oscar! „12 Years A Slave“ brachte es immerhin drei (darunter der wichtigste: „Bester Film“), ebenso wie „Dallas Buyers Club“. Die zweitgrößte Überraschung war wohl, dass weder U2 („Ordinary Love“ noch Pharrell Williams („Happy“) den „besten Filmsong“ einsackten, sondern Kristen Anderson-Lopez und Robert Lopez für „Let It Go“ aus „Die Eiskönigin“. Popmusik und die Academy Awards – schon immer eine schwierige Beziehung. (Wie oft war Randy Newman nominiert, bis er endlich mal gewann?)
Es gab übrigens erstaunlich wenige Fashion-Fauxpas, auch wenn Jennifer Garner und die sonst so unfehlbare Cate Blanchett etwas zu sehr glitzerten. Wirklich strahlen konnte dagegen Bette Midler, die „Wind Beneath My Wings“ sang – ein schöner Moment zum Durchatmen, nachdem gerade der Verstorbenen gedacht wurde. James Gandolfini, Maximilian Schell, Philip Seymour Hoffman – wer möchte da von einem guten Jahr sprechen? Aber es sollte ja ein Feier-, kein Trauer-Abend sein.
Wer ganz genau wissen will, wie der Abend gelaufen ist (und was noch schlimmer als Annemarie Carpendale sein könnte) – hier der chronologische Ablauf:
6:00 Uhr
Punktladung: Mit einem „Goodnight everybody“ von Ellen DeGeneres ist alles vorbei. Bis zum nächsten Jahr!
5:56 Uhr
Bester Film: „12 Years A Slave“
Will Smith übergibt die Statue an Brad Pitt, Steve McQueen nimmt auch eine. Pitt kaut ausnahmsweise keinen Kaugummi und bedankt sich nur kurz – beim Regisseur. McQueen muss einen Zettel rausholen, der in seiner Hand verdächtig zittert. Er stottert ein bisschen vor lauter Angst, nicht alle Namen unterzubringen. Das letzte Wort: „Everyone deserves not just to survive, but to live!“
5:54 Uhr
Bester Hauptdarsteller: Matthew McConaughey („Dallas Buyers Club“)
Jennifer Lawrence stolpert nicht, sondern freut sich einfach mit McConaughey, der zunächst ausgiebig seine Frau küsst. Und dann die drei Dinge aufzählt, die er braucht: Gott, zu dem er aufschaut. Die Familie, auf die er sich immer freut und die er stolz machen will. Etwas, das er noch erreichen kann. Die Erklärung dauert ein bisschen lange, aber man gewinnt ja nicht jeden Abend einen Oscar, da kann man schon mal etwas geschwätzig werden.
5:45 Uhr
Beste Hauptdarstellerin: Cate Blanchett („Blue Jasmine“)
Daniel Day Lewis übergibt den Preis, Cate Blanchett macht erst mal einen Witz: „Sit down, you’re too old to be standing!“ Wie sehr sie sich freut, hört man am schweren Atem. Sie lobt Amy Adams, Meryl Streep, Sandra Bullock, Judi Dench. Dankt Woody Allen, der Applaus ist verhalten. Und weist noch darauf hin, dass Filme mit weiblichen Hauptrollen längst keine Nischenfilme mehr sind. Danke dafür.
5:35 Uhr
Angelina Jolie und Sidney Poitier übergeben den Preis für die
Beste Regie: Alfonso Cuarón für „Gravity“
Scorsese geschlagen, Steve McQueen und Alexander Payne. Trotz der Aufregung ist Cuarón selbstironisch, er bedankt sich mit großer Herzlichkeit bei ungefähr allen und am Ende auf spanisch bei seiner Familie. Sympathisch.
5:27 Uhr
Robert De Niro kann immer noch lustig sein, Penelope Cruz kann immer noch kein Englisch. Zusammen präsentieren sie
Bestes adaptiertes Drehbuch: John Ridley für „12 Years A Slave“
Bestes Drehbuch: Spike Jonze für „Her“
42 Sekunden darf er sprechen, sagt Spike Jonze. Er redet dann sehr schnell und dankt allen, die er sieht. Und ist noch vor der Zeit fertig. Effizient!
5:12 Uhr
Jamie Foxx beweist mal wieder sein musikalisches Talent, Jessica Biel lacht darüber. Preise gibt es auch noch, fast hätte man es über all den Filmschnipseln und Werbepausen vergessen.
Beste Filmmusik: Steven Price für „Gravity“
Pech für William Butler (Arcade Fire) und Owen Pallett, die für „Her“ nominiert waren. Stattdessen der sechste Oscar für „Gravity“.
Bester Filmsong: „Let It Go“ aus „Frozen“
Eine echte Überraschung! Kein Preis für Pharrell oder U2. Da hätten Bono und Freunde doch gleich im Studio bleiben können…
4:59 Uhr
Immer der schlimmste Teil des Abends: Glenn Close erinnert an die (viel zu früh) Verstorbenen. James Gandolfini. Karen Black. Paul Walker. Peter O’Toole. Harold Ramis. Julie Harris. Maximilian Schell. Und Philip Seymour Hoffman. Wem soll da noch nach Feiern zumute sein? Aber natürlich muss es weitergehen – zunächst allerdings elegisch. Bette Midler singt „Wind Beneath My Wings“. Kitsch? Vielleicht. Zu Tränen rührend? Unbedingt.
4:45 Uhr
Jennifer Garner ist eine starke Schauspielerin und so hübsch, aber mit Abendkleidern hat sie kein Glück – neben dem allzu dürren Benedict Cumberbatch sieht sie wie ein Lametta-Christbaum ohne Kugeln aus.
Bestes Szenenbild: „Der große Gatsby“
4:37 Uhr
Dass ausgerechnet die Krawallschachtel Pink „Somewhere Over The Rainbow“ singt und damit Whoopi Goldbergs herzliche Hommage an „The Wizard Of Oz“ zu Ende bringt, ist schon fast wieder lustig. Und gar nicht so schlimm wie erwartet – bis sie richtig losschmettert. Dann sorgt man sich doch ein wenig, dass das gewagte Dekolleté nicht halten könnte.
4:29 Uhr
Beste Cinematografie: „Gravity“. Nummer vier!
Bester Schnitt: „Gravity“. Nummer fünf!
4:22 Uhr
Die Pizza ist da. Meryl Streep und Julia Roberts nehmen ein Stück. Brad Pitt verteilt Teller. Leonardo DiCaprio will nicht, Jared Leto gibt seiner Mutter etwas ab. Was lernen wir daraus? Am Ende soll immer Harvey Weinstein zahlen.
4:11 Uhr
Uiuiui, da wollte DeGeneres ihn glatt als „Christopher“ Waltz ankündigen. Er lässt sich natürlich nichts anmerken und stellt perfekt wie immer die Nominierten vor.
Beste Nebendarstellerin: Lupita Nyong’o („12 Years A Slave“)
„Yes!“ ruft sie und atmet schwer. Und dann muss sie natürlich auch weinen. (12 der 15 letzten Oscar-Gewinnerinnen haben geweint.) Aber wie sie die Danksagungen runterrattert, das ist doch fast noch rührender. „No matter where you are, your dreams are valid!“
4:05 Uhr
Ohne Technik kein Film, klar. Aber die „Highlights“ der „Scientific & Technical Awards“ sind doch jedes Mal ein Showstopper. Diesmal allerdings immerhin extrakurz – während Charlize Therons Kleid extralang ist. Ein Wunder, dass Chris Hemsworth nicht drüberstolpert. Es folgt
Bester Ton: „Gravity“. Nummer zwei!
Bester Tonschnitt: „Gravity“. Nummer drei!
3:55 Uhr
Brad Pitt kündigt U2 und „Ordinary Love“ an. Bono hat die orangefarbene Brille gegen eine blaue getauscht, er trifft nicht alle Töne. Aber das war bei U2 nie so wichtig, wenn der Song stimmt. „Ordinary Love“ ist kein schlechter, aber auch keiner der besten dieser Band. Dafür legt sich der Sänger ins Zeug, fällt auf die Knie, macht Ausfallschritte, holt alle von den Sitzen. Toll. Und jetzt runter von der Bühne und zurück ins Studio, wir wollen 2014 noch ein neues Album sehen!
3:50 Uhr
Bester fremdsprachiger Film: „La Grande Bellezza – Die große Schönheit“ (Paolo Sorrentini)
3:42 Uhr
Kevin Spacey zählt die Ehren-Oscar-Gewinner auf, die schon vorab geehrt wurden: Angela Lansbury, Steve Martin, Piero Tosi und Angelina Jolie.
3:36 Uhr
Ellen DeGeneres fragt, wer Hunger habe – und es gibt tatsächlich mutige Frauen, die „Ja!“ rufen. Als wäre bei den Roben ein Stück Pizza drin. Dann kommt Bradley Cooper, die nächste Kategorie ist dran. Auf einmal geht’s Schlag auf Schlag…
Bester Dokumentarfilm: „20 Feet From Stardom“
Die spontane Gesangseinlage von Darlene Love ist zwar nicht besonders schön, aber dafür besonders. Das Publikum steht jedenfals ebenso spontan auf.
3:34 Uhr
Bester Dokumentar-Kurzfilm: „The Lady In Number 6“
Bester Kurzfilm: „Helium“
3:21 Uhr
Beste visuelle Effekte: „Gravity“
Der erste Oscar für „Gravity“!
Dann kommt Zac Efron, verspricht sich bei einem der drei Sätze, die er aufzusagen hat – und Karen O singt „The Moon Song“ (aus dem Film „Her“). So leise, so zart hat man sie selten gehört.
3:13 Uhr
Kim Novak sieht aus wie der Joker. Mit Matthew McConaughey präsentiert sie:
Bester animierter Kurzfilm: „Mr. Hublot“
Also leider kein Oscar für die beiden Deutschen und den „Room On The Broom“.
Bester Animationsfilm: „Die Eiskönigin- Völlig unverfroren (Frozen)“
3:06 Uhr
Es ist ja nett, dass zwischendurch an die putzigsten Animationsfiguren erinnert wird und hoffnungsfrohe Nachwuchsfilmer mal die Oscar-Bühne betreten dürfen, aber wäre es nicht auch schön, wenn die Verleihung „nur“ zwei Stunden dauern würde? Und es nicht 27 Werbepausen gäbe? Ach, Hollywood lädt mal wieder zum Träumen ein.
3:00 Uhr
Bestes Make-up und beste Frisuren: Adruitha Lee & Robin Mathews für „Dallas Buyers Club“
Bestes Kostümdesign: Catherine Martin für „Der große Gatsby“
2:50 Uhr
Kerry Washington („Scandal“) sagt Pharrell Williams an – und jetzt jeder: „Happy“! Der Hut ist zurück. Am Ende stehen sogar U2 auf, um zu applaudieren.
2:45 Uhr
Bester Nebendarsteller: Jared Leto („Dallas Buyers Club“)
Dankt seiner Mutter – dafür, dass sie ihm das Träumen gelehrt hat. Erinnert an die Ukraine und Venezuela. Und wirkt kaum abgehoben, sondern zum ersten Mal seit Monaten, wenn nicht Jahren, als wäre er von dieser Welt. Die Frisur ist trotzdem schlimm.
2:40 Uhr
Warum hat man Ellen DeGeneres eigentlich erst nach sieben Jahren gebeten, noch einmal die Oscars zu moderieren? Uns wären James Franco und Seth MacFarlane erspart geblieben, unter anderem. DeGeneres ist lustig und schlau; wenn sie Witze auf Kosten anderer macht, wirkt sie trotzdem sympathisch. Zehn Minuten purer Spaß.
2:30 Uhr
Endlich – es geht tatsächlich los! Die 86. Academy Awards – Bühne auf!
2:15 Uhr
Der Satz des (bisherigen) Abends, von Sandra Bullock gelassen ausgesprochen: „I’m still problematic, but not as problematic as before.“
2:05 Uhr
Wahrscheinlich ist Bradley Cooper der bestgelaunte Schauspieler der Welt, dicht gefolgt von Scherzkeks Jonah Hill, der mit Muttern zur Verleihung gekommen ist – und sich wundert, wenn ihn Zuschauer ankreischen: „Ich denke dann jedes Mal, Leonardo DiCaprio steht hinter mir.“ Während Julia Roberts immer noch das größte Lächeln der Welt aufsetzen kann. Und seit wann hat Bill Murray eigentlich so viele Altersflecken? Oder ist das gnadenlose Oscar-Licht schuld?
1:40 Uhr
Endlich geht’s um die wirklich wichtigen Dinge: die Kleider. Jennifer Lawrence trägt Christian Dior (knallrot und elegant), Cate Blanchett Armani (beige, mit komischen Pailetten), Leonardo DiCaprio zu viel Haargel.
1:25 Uhr
Die Stars kommen! Pharrell Williams trägt keinen Hut, dafür eine kurze Hose zum Smoking. „Pharrell, over here! Germany!“ ruft Gätjen, aber der geht einfach weiter. Jared Leto auch. Der Ranschaffer behauptet, sie kommen alle noch mal zurück. „This is gonna be really hard“, analysiert Gätjen die Situation. Goldie Hawn und Kurt Russell sehen immer noch glücklich aus, Regisseur Steve McQueen („12 Years A Slave“) und seine Frau auch – obwohl Gätjen ihnen bestimmt die längsten Fragen stellt, die sie je gehört haben. Naomi Watts antwortet auf die Frage, welcher Film sie begeistert hat, dass sie „Gravity“ und „Blue Jasmine“ mag. Und „Her“. Und „Wolf Of Wall Street“. Die anderen fünf Nominierten fielen ihr wohl gerade nicht ein.
1:05 Uhr
Steven Gätjen hat sich nicht rasiert, aber sonst recht schick gemacht. Im Gespräch mit Barkhad Abdi („Captain Phillips“) hat er noch Startschwierigkeiten, freut sich dann allerdings, Scott Orlin vorzustellen – den Mann, der ihm die Prominenten ranschaffen soll. Hoffentlich! Jetzt wundern sich erst mal beide, dass bisher so wenige Stars da sind. Und haben Angst, dass sie nur an Gätjen vorbeirennen, wenn sie denn kommen. Muss anstrengend sein, so ein Posten am Roten Teppich!
0:40 Uhr
Is everybody in? The ceremony is about to begin … Der Regen hat rechtzeitig aufgehört, der Rote Teppich vorm Dolby Theatre in Los Angeles ist vor lauter Prominenten kaum zu sehen. Wie in jedem Jahr fragt man sich, was Steven Gätjen eigentlich macht, wenn er nicht gerade verzweifelt versucht, hier Leute vors Mikrofon zu kriegen. Und wieder mal grinst Annemarie Carpendale mit so viel Ausdauer, dass man Angst bekommt – und gar nicht mehr über ihre Qualifikation nachdenkt. Vielleicht Strategie! Es ist also alles wie immer – und auf ProSieben immer noch viel besser als beim Digitalkonkurrenten E!, wo es durchgedrehten Übersetzern gelingt, überdrehte Moderatoren wie Giuliana Rancic oder Kelly Osbourne noch alberner klingen zu lassen. Und die es schaffen, „Julia Roberts“ falsch auszusprechen.
Machen wir uns nichts vor: Es dauert noch viele lange Minuten, bis Ellen DeGeneres endlich die 86. Academy Awards eröffnet. Nach 2007 darf sie nun zum zweiten Mal moderieren – und ist erst die dritte Frau, der diese Ehre zuteil wird. Whoopi Goldberg war viermal die Gastgeberin, bei Anne Hathaway schien schon das eine Mal – mit Schlaftablette James Franco als wenig hilfreiche Hilfe – zu viel.
Wer wird gewinnen? „American Hustle“ und „Gravity“ sind je zehnmal nominiert, „12 Years A Slave“ neunmal. (Und der beste Witz zu „Gravity“ bleibt der von Tina Fey: “George Clooney would rather float away into space and die than spend one more minute with a woman his own age…“)