Dieser legendäre Bond-Bösewicht spielte vor fast 60 Jahren Oppenheimer

Cillian Murphy ist nicht der erste, der den streitbaren Physiker mimte.

Es wird sich jemand finden lassen, der Cillian Murphys Darstellung des brillanten, aber ziemlich gequälten Physiker-Genies J. Robert Oppenheimer in dem Film von Christopher Nolan nicht herausragend findet. Für die Inszenierung des Biopics gilt das natürlich nicht so einfach. Ein Meilenstein für den Schauspieler ist nun der Gewinn des Golden Globes am Sonntag (07. Januar).

Es ist allerdings bereits das zweite Mal, dass ein talentierter Mime für die Darstellung dieser nicht ganz einfach zu nehmenden historischen Figur gelobt wird. Tatsächlich wurde der furchtlose Wissenschaftler, der längst nur noch als Vater der Atombombe gilt, 1969 bereits von Joseph Wiseman verkörpert.

Für Joseph Wiseman war Bond nur B-Ware

Der zu allem fähige Charakterschauspieler war damals einem weltweiten Publikum als Film-Schurke bekannt, spielte er doch 1962 in der ersten Verfilmung der 007-Reihe von Ian Fleming den berühmten Bond-Widersacher Dr No. Für den versierten Theaterschauspieler Wiseman war dies mehr Fluch als Segen. In einem Interview sagte er einmal, dass er die Rolle wahrscheinlich nicht angenommen hätte, wenn er gewusst hätte, dass der Film nicht mehr ist als das, was er abschätzig als „einen Krimi der Kategorie B“ bezeichnete.

Die Darstellung von Oppenheimer verlangte ihm wohl mehr Fleiß ab, was auch an der packenden Inszenierung von Gordon Davidson gelegen haben mag, der Heinar Kipphardts Theaterstück „In der Sache J. Robert Oppenheimer“ für den Broadway adaptierte. Das Drama handelt von der Zeit, als der in Deutschland geborene Wissenschaftler vor dem Untersuchungsausschuss der Atomenergiekommission darlegen musste, ob er loyal gegenüber den Vereinigten Staaten handelte (was auch einen wichtigen Teil der Nolan-Verfilmung ausmacht). Für Wiseman gab es damals einen Drama Desk Award – den wichtigsten Theaterpreis New Yorks – für seine schauspielerische Leistung in dem Stück.

Bemerkenswert ist, dass dies eine der wenigen Ehrungen blieb, die dem Mimen zuteil wurden, obwohl er eine lange, bedeutende Karriere auf der New Yorker Bühne hatte, bevor er zu einem der besten Charakterdarsteller in Film und Fernsehen wurde.

In den frühen 1950er Jahren war Wiseman bereits im Theater und im Kino mit „Polizeirevier 21“ (Detective Story) aufgefallen. Viel Anerkennung heimste auch seine Darstellung eines Revolutionärs in dem Elia-Kazan-Film „Viva Zapata!“ ein, als faszinierender Gegenpart zu Marlon Brandos Zapata. Weitere faszinierende Rollen folgten, darunter auch in der Sidney-Lumet-Komödie „Bye Bye Braverman“.



Natürlich ist Wiseman, der am 19. Oktober 2019 verstarb, vor allem weiterhin als Bond-Bösewicht bekannt. Er wird sogar in zahlreichen Listen als einer der finstersten evil guys in der Geschichte des Kinos bezeichnet. Doch mit der Rolle des J. Robert Oppenheimer schlüpfte er in die Haut eines Menschen, der mit seiner Erfindung sehr viel mehr Unheil anrichten konnte als die Fantasiefigur eines britischen Autors.

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